LANDKREIS WÜRZBURG – Anfang des Jahres schlug der Landschaftspflegeverband (LPV) Würzburg Alarm: Der Freistaat Bayern hatte zunächst keine Fördermittel für Maßnahmen des Feldhamster-Hilfsprogramms bereitgestellt. Nach einer monatelangen Zitterpartie gibt es für die Naturschützer nun Grund zur Freude.
Denn: Die Regierung von Unterfranken bewilligte – nach Freigabe durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz – für das Jahr 2025 Mittel für einjährige Maßnahmen, sogenannte Ernteverzichtsstreifen.
„Vor 50 Jahren galt der Feldhamster noch als Plage auf den Feldern“, weiß Heiko Lanig, Koordinator für den Feldhamsterschutz im LPV Würzburg. „Heute ist er auf landwirtschaftlich genutzten Flächen kaum noch anzutreffen.“
Seit Anfang der 1990er Jahre ist der Feldhamster mit dem Inkrafttreten der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als bedrohte Tierart offiziell geschützt. Und trotz aller Bemühungen zu dessen Erhalt wurde der Feldhamster 2020 sogar in die Internationale Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Arten aufgenommen. In Unterfranken kommt der Nager nur noch in den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Schweinfurt vor.
Verzichtsstreifen und Hamsterinseln als (Über-)Lebensgrundlage für die Nager
Die zunehmende Versiegelung von Flächen und der effiziente Einsatz von Erntemaschinen, aber auch der Rückgang von Insekten als wichtige Nahrungsquelle gelten als Hauptgründe für den Rückgang der Population. Um den Tieren eine Chance zum Überleben zu geben, startete in Bayern im Jahr 2002 das Artenhilfsprogramm Feldhamster.
Zu dessen Umsetzung arbeitet der LPV Würzburg erfolgreich und vertrauensvoll mit den landwirtschaftlichen Betrieben der Region zusammen und berät diese bei einer hamsterfreundlichen Bewirtschaftung ihrer Ackerflächen. Die Landwirtinnen und Landwirte verzichten dabei auf einen Teil ihrer Ernte und lassen bis zu zwölf Meter breite Streifen ihrer Getreidefelder stehen. Die Gelder aus dem Hilfsprogramm dienen als finanzieller Ausgleich für den Ernteverzicht.
In den Streifen finden Feldhamster bis in den Herbst hinein Nahrung und Unterschlupf. Darüber hinaus fungieren sie als Verbindungskorridore zwischen sogenannten Hamsterinseln – einer Kombination aus Getreide, Luzerne und Blühflächen, die den Tieren ganzjährig gute Lebensbedingungen bieten. Hamsterinseln werden über einen Zeitraum von vier Jahren angelegt.
Insgesamt konnten durch die staatliche Förderung im Landkreis Würzburg im laufenden Jahr rund 30 Hektar Ernteverzichtsstreifen angelegt werden, berichtet Heiko Lanig. Gerne würde er allerdings an die Erfolge des Vorjahres anknüpfen: 2024 wurde fast doppelt so viel Fläche für den Feldhamsterschutz aktiviert. Zusammen mit anderen Maßnahmen konnten im Landkreis Würzburg Hamsterschutzmaßnahmen auf einer Gesamtfläche von rund 275 Hektar umgesetzt werden. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch: Für Verlängerungen oder Neuabschlüsse von Hamsterinseln stehen im Jahr 2025 bislang keine Mittel zur Verfügung.
Landrat Thomas Eberth: Ohne aktiven Schutz droht der Feldhamster auszusterben
Der LPV Würzburg appelliert daher gemeinsam mit seinem Vorsitzenden, Landrat Thomas Eberth, an den Freistaat Bayern, die Schutzprogramme zu erhalten. Denn mit deren Wegfall wäre der Bestand der fränkischen Feldhamsterpopulation akut gefährdet. „Ohne den aktiven Schutz im Miteinander mit den Landwirten droht der Feldhamster auch bei uns auszusterben“, mahnt Landrat Thomas Eberth. „Wir wollen im Landkreis Würzburg deshalb alles daransetzen, den Schutz dieser und anderer bedrohter Arten weiterhin zu gewährleisten. Denn was für den Feldhamster gut ist, nutzt auch vielen anderen Arten. Dabei zählen wir weiter auf den Freistaat als engagierten Partner an unserer Seite.“
Weitere Informationen zum Feldhamsterschutz im Landkreis Würzburg und Aufnahmen eines Feldhamsters in freier Wildbahn sind unter www.lpv-wuerzburg.de zu finden.
Der Feldhamster
Der Europäische Feldhamster ist ein allesfressendes Nagetier, wird bis zu drei Jahre alt und erreicht eine Körperlänge von bis zu 35 Zentimetern. Er lebt in Europa fast ausschließlich in landwirtschaftlich geprägten Gebieten, wobei er fruchtbare Löss- und Lehmböden für den Bau seiner Höhlen bevorzugt. Er hält Winterschlaf von Oktober bis März und pflanzt sich von Mai bis August fort. Bei ein bis zwei Würfen pro Jahr kommen durchschnittlich drei bis vier Nachkommen zur Welt. Seit den 1980er Jahren ist die Population stark rückläufig. 2020 wurde der Feldhamster daher auf die Internationale Liste der bedrohten Tierarten gesetzt und steht durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie europaweit unter strengem Schutz.
Quellen: lfu.bayern.de; bfn.de
Auf dem Bild: Feldhamster gehören seit den 1990er Jahren offiziell zu den bedrohten Tierarten. 2020 wurde der Nager sogar in die Internationale Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Arten aufgenommen. Der Landschaftspflegeverband Würzburg setzt sich engagiert für dessen Schutz ein.
Foto: Manfred Sattler