400 Jahre wechselhafte Geschichte: Die Fassade des Rathauses in Grafenrheinfeld wird saniert

400 Jahre wechselhafte Geschichte: Die Fassade des Rathauses in Grafenrheinfeld wird saniert

GRAFENRHEINFELD – Seit Anfang Juli ist rund um das Grafenrheinfelder Rathaus deutlich zu sehen: Es tut sich was. Die Außensanierung des denkmalgeschützten Gebäudes hat begonnen.

„Nach einem Vierteljahrhundert wird das historische Wahrzeichen der Gemeinde wieder in Schuss gebracht und mit einem frischen Anstrich versehen. Bis zur Kirchweih soll die Maßnahme abgeschlossen sein, damit das Rathaus zum wichtigsten Fest im Rafelder Jahreskalender in neuem Glanz erstrahlt“, so Bürgermeister Christian Keller.

Ausgeführt werden die Arbeiten von der Firma Malermeister Barth aus Röthlein. Das Gerüst hat die Firma Berchtold gestellt.

„Weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht, gelten besondere Anforderungen: Farben, Putzstruktur und Materialien müssen mit der Denkmalschutzbehördeabgestimmt sein. Ziel ist es, das historische Erscheinungsbild originalgetreu zu erhalten und gleichzeitig für die kommenden Jahre zu schützen. Die Farben müssen auf 100 % mineralische Basis hergestellt sein. Alle Materialien sind darauf abgestimmt, für historische und denkmalgeschützte Gebäude verwendet werden zu können“, erklärt Malermeister Sascha Barth.

Ein Rathaus mit über 400 Jahren Geschichte

Das heutige Rathaus wurde im Jahr 1602 errichtet – auf Initiative der Gemeinde und mit finanzieller Unterstützung der Bürgerschaft. Es hat das alte Rathaus am Kirchplatzeingang ersetzt, das um 1550 erbaut worden war. Dieses wurde nach Zustimmung des Würzburger Domkapitels, das damals als Dorfherr fungierte, 1603 zum Gemeindewirtshaus umgewandelt.

Das neue Rathaus war ein echtes Prestigeprojekt: ein zweigeschossiger Renaissancebau mit massivem Erdgeschoss, Fachwerk im Obergeschoss und einem Dach aus Schiefer, wie auch das Kirchendach. Der Bau war Ausdruck von Selbstbewusstsein, wachsendem Verwaltungsaufwand und dem Wunsch nach Repräsentation.

Über eine großzügige Freitreppe hat man das Gebäude betreten – sie hat nicht nur als Zugang gedient, sondern auch für öffentliche Verkündigungen durch Bürgermeister oder das Dorfgericht. Im Erdgeschoss befanden sich rechts und links der Tordurchfahrt Lagerräume, ein Wachlokal und später auch eine Arrestzelle.

Im Zuge des Neubaus wurden damals auch eine Gemeindeschmiede (bis 1875) und ein Backhaus für den Gemeindebäcker (bis 1953) errichtet. Vor dem Rathaus war der Pranger gestanden – ein Zeichen für die damalige Rechtsprechung.

Wandel über die Jahrhunderte

In den folgenden Jahrhunderten hat das Rathaus zahlreiche Umbauten und Anpassungen erlebt. Ein größerer Eingriff erfolgte im Jahr 1937: Die fünfstufige Freitreppe wurde entfernt, das Gebäude wurde nun über den Tordurchgang betreten. Ein neues Treppenhaus wurde eingebaut und das Fachwerk an der Straßenseite freigelegt. Rechts vom Eingang war zu dieser Zeit die Gemeindebäckerei untergebracht, links hat der Gemeindediener gewohnt – daneben war die Arrestzelle.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rathaussaal zeitweise als Schulraum genutzt. Die Raumnutzung änderte sich häufig, nicht zuletzt durch den steigenden Platzbedarf der Verwaltung.1972 wurde ein Anbau in der Schmiedgasse errichtet, um die beengten Verhältnisse zu verbessern. Der Eingang befand sich damals in der Schmiedgasse.

1974 wurde das historische Hauptgebäude im Inneren entkernt. Im Obergeschoss entstanden ein neues Bürgermeisterzimmer und ein Sitzungssaal, inklusive neuer Treppe. Weitere Umbauten folgten zwischen 1979 und 1981: Die Verwaltungsräume wurden neu aufgeteilt, die Abläufe modernisiert. Im Innenhof erinnern seither historische Grenzsteine an die Arbeit der Feldgeschworenen.

Ab 1998 wurde erneut investiert: Es wurde ein Blockheizkraftwerk eingebaut und der Sitzungssaal samt Büroräumen neugestaltet. Der Haupteingang wurde von der Schmiedgasse zurück an die Hauptstraße verlegt – dort, wo er ursprünglich auch gewesen war.

Ein großer Schritt in Richtung Bürgernähe erfolgte im Jahr 2000 mit der Einrichtung eines modernen Bürgerbüros im Erdgeschoss. Damit wurde eine zentrale, leicht erreichbare Anlaufstelle für alle Anliegen der Bürgerinnen und Bürger geschaffen.

Frischer Anstrich fürs Rafelder Rathaus

„Jetzt ist es an der Zeit, auch die äußere Hülle des Rathauses wieder auf Vordermann zu bringen. Die letzte Außensanierung liegt 25 Jahre zurück – im Jahr 2000. Wind, Wetter und Umwelteinflüsse haben seither ihre Spuren hinterlassen“, erklärt Bürgermeister Keller.

Die jetzt begonnene Sanierung erfolgt mit dem Bewusstsein für den historischen Charakter des Gebäudes und mit dem Ziel, es für die Zukunft zu bewahren.

Die Gemeinde dankt der Firma Malermeister Barth für die fachkundige Umsetzung sowie der Firma Berchtold für das sichere und zügige Aufstellen des Gerüsts. Besonderer Dank gilt auch der Denkmalschutzbehörde für die gute Zusammenarbeit.

Gemeinsam wird dafür gesorgt, dass das Rathaus – das Zentrum der Gemeinde – bald wieder in voller Schönheit erstrahlt.

Fotos: Sabine Bromisch
Text: Christian Keller

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