IHK-Analyse: Die Kaufkraft in Mainfranken steigt minimal, die Lage im Einzelhandel bleibt angespannt

IHK-Analyse: Die Kaufkraft in Mainfranken steigt minimal, die Lage im Einzelhandel bleibt angespannt
Bild von Rudy and Peter Skitterians auf Pixabay

MAINFRANKEN – Die Menschen in der Region verfügen im Jahr 2025 über eine allgemeine Kaufkraft von 29 Milliarden Euro. Sie werden voraussichtlich rund 7,4 Milliarden Euro ihres verfügbaren Nettoeinkommens für Produkte im Einzelhandel ausgeben, wovon rund 90 Prozent bei mainfränkischen Händlern landen dürften.

Dies geht aus einer neuen Analyse der IHK Würzburg-Schweinfurt hervor. Datengrundlage ist eine Prognose der Michael Bauer Research GmbH.

Im Durchschnitt hat der Mainfranke heute mehr Geld im Portemonnaie als noch vor fünf Jahren. Die aktuelle Kaufkraft beträgt rund 29,0 Milliarden Euro. 2021 hatte sie bei 23,6 Milliarden Euro gelegen, ein Anstieg um 5,4 Milliarden Euro. Pro Kopf liegt die Kaufkraft im Jahr 2025 bei 30.550 Euro. Auch im Vergleich zum Vorjahr ist eine Zunahme der Kaufkraft in Mainfranken zu verzeichnen – absolut um rund 0,06 Milliarden Euro bzw. pro Kopf um 554 Euro oder 1,8 Prozent.

„Das moderate Wachstum der Kaufkraft in Mainfranken und das damit verbundene Konsumpotenzial ist aus Sicht der regionalen Wirtschaft auf den ersten Blick eine erfreuliche Entwicklung“, kommentiert IHK-Bereichsleiter Dr. Christian Seynstahl. Allerdings müsse berücksichtigt werden, dass es sich hierbei um eine nominale Größe handelt. „Das heißt, die Inflationsentwicklung bleibt bei diesen Zahlen außen vor. Berücksichtigt man die von der Bundesregierung für das laufende Jahr prognostizierte Inflationsrate für die deutsche Volkswirtschaft von 2,0 Prozent, sieht es so aus, als könnten die Kaufkraftzuwächse die prognostizierte Inflationsrate nicht vollständig ausgleichen.“ Dies könnte auf einen moderaten Rückgang der realen Kaufkraft hindeuten, so der IHK-Handelsexperte. Aufgrund der nach wie vor angespannten konjunkturellen Lage, der schwachen Konsumneigung der Verbraucher und der strukturellen Herausforderungen der Branche könne man durchaus von einer komplexen Gesamtlage sprechen.

Ungleiche Verteilung der regionalen Kaufkraft

Von den 29 Milliarden Euro Konsumpotenzial stehen laut aktuellen Daten insgesamt 7,4 Milliarden Euro für Ausgaben im Einzelhandel zur Verfügung. Es zeigen sich jedoch deutliche regionale Unterschiede. Dazu kommt: Nicht alles Geld bleibt in Mainfranken. Auf Ebene der mainfränkischen Landkreise und kreisfreien Städte reicht die Spanne der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft pro Kopf von 8.147 Euro in der Stadt Würzburg bis 7.497 Euro in der Stadt Schweinfurt. „Diese regionalen Unterschiede lassen sich unter anderem durch die demografische Situation und Sozialstruktur der Bevölkerung, die Erwerbsbeteiligung, das Lohnniveau und die damit verbundene Vermögensbeteiligung sowie weitere Einflussfaktoren, beispielsweise die Mietpreise, erklären“, meint Seynstahl.

Ein Teil der Mittel fließt ab

Seynstahl zufolge liege der tatsächliche Umsatz der regionalen Händler im Jahr 2025 bei rund 6,6 Milliarden Euro. Unter den Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern werden die meisten Umsätze für die Stadt Würzburg mit über 1,6 Milliarden Euro erwartet. Die Stadt Schweinfurt kann mit etwas mehr als 684 Millionen Euro rechnen. Auf dem dritten Platz folgt die Stadt Bad Neustadt mit rund 238 Millionen Euro.

„Die Zahlen zeigen aber auch, dass ein erheblicher Teil der Mittel nicht in der Region bleibt. Mainfrankenweit fließen rund zwölf Prozent der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft, das entspricht rund 893 Millionen Euro, an den Onlinehandel ab. Dabei geht nur ein Teil an hiesige Internethändler.“ Hinzu kommen laut Seynstahl Ausgaben, die nicht in der Region getätigt werden, zum Beispiel im Urlaub oder bei Ausflügen. Umgekehrt würden in Mainfranken natürlich auch Ausgaben von Kunden anfallen, die außerhalb der Region wohnen.

Fazit: „Die Konsumneigung der Verbraucher bleibt aufgrund der schwächelnden Wirtschaft und politischer Unsicherheiten weiterhin zurückhaltend. Umso wichtiger ist es, alles Erdenkliche zu tun, damit unsere Innenstädte attraktiv und lebendig bleiben. Die Verabschiedung des ersten bayerischen Ladenschlussgesetzes durch den Bayerischen Landtag Ende vergangener Woche ist ein Schritt in die richtige Richtung.“ Der Appell an Politik und Verwaltungen laute nun: „Nutzen Sie Ihre Gestaltungsspielräume, die Ihnen das Gesetz ab dem 1. August bietet. Nehmen Sie die innerstädtischen Gewerbetreibenden und die IHK als Vertreterin der regionalen Wirtschaft bei Gestaltungsfragen mit!

Mittelzentren sind Versorgungsanker

Die sogenannte Zentralitätskennziffer kann als Indikator für die Attraktivität eines Standorts als Einkaufsort dienen. Gemeinden mit hoher Einkaufsattraktivität weisen Zentralitätskennziffern von über 100 aus, da sie mehr einzelhandelsrelevante Kaufkraft aus anderen Gebieten anziehen als sie eigene Kaufkraft an andere Regionen abgeben. Regionaler Spitzenreiter unter den Städten mit über 10.000 Einwohnern ist die Stadt Haßfurt mit einem Indexwert von 254 Punkten, gefolgt von Bad Neustadt mit 227 Punkten.

„Grund hierfür ist die wichtige Versorgungsfunktion der zentralen Orte in Mainfranken. Besonders die regionalen Mittelzentren spielen neben den Oberzentren und dem Regionalzentrum Würzburg in der Fläche eine wichtige Rolle. Sie generieren eine Sog- und Magnetwirkung, die für einen entsprechend hohen Umsatz und folglich für einen hohen Einzelhandelszentralitätswert sorgt.” Mit Ausnahme der Stadt Karlstadt, die einen Indexwert von 94,5 Punkten ausweist, liegen alle mainfränkischen Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern hinsichtlich der Einzelhandelszentralität über dem Bundesschnitt von 100 Punkten.

Weitere Informationen zu aktuellen Kaufkraftdaten in Mainfranken finden Interessierte online unter: www.wuerzburg.ihk.de/handel

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