MAINFRANKEN – Im Betrieb braucht es jemanden, der dem Arbeitgeber auf die Finger schaut: In Schweinfurt arbeiten nach Angaben der Arbeitsagentur rund 59.420 Beschäftigte in rund 1.740 Betrieben.
„Aber längst nicht alle haben in ihren Jobs eine starke Stimme gegenüber dem Chef: Viele der Beschäftigten in Schweinfurt haben keine Arbeitnehmervertretung. Dabei ist jeder fehlende Betriebsrat eine vertane Chance“, sagt Ibo Ocak von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Denn gerade Betriebsräte seien gut für die Unternehmen: „Vom Ärger über Überstundenkonten bis zum besseren Arbeitsschutz – ein Betriebsrat packt die heiklen Themen im Unternehmen an. Er kümmert sich um gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Und genauso darum, dass die Azubis vernünftig ausgebildet und anschließend übernommen werden“, sagt Ocak. Ein Betriebsrat sei das „Sprachrohr der Belegschaft gegenüber dem Chef“, so der Geschäftsführer der NGG Unterfranken.
Die Situation vieler Beschäftigter sei durchaus kritisch: Viele Branchen in Schweinfurt spürten bereits die aktuelle Wirtschaftskrise. Außerdem plane die neue Bundesregierung Änderungen für Arbeitsbedingungen. Dazu zähle etwa das Abrücken von der täglichen Höchstarbeitszeit, das Auswirkungen auf die Arbeitsbelastung in vielen Betrieben in Schweinfurt haben werde, so die NGG Unterfranken.
„Gerade deshalb ist es jetzt wichtig, dass es einen Betriebsrat gibt. Der macht das, was ein einzelner Beschäftigter nicht kann: Er setzt sich bei der Unternehmensleitung für die Interessen der gesamten Belegschaft ein. Und er kümmert sich auch um Einzelfälle – um individuelle Probleme von Beschäftigen“, sagt Ibo Ocak. Ein Betriebsrat sei wichtig für den reibungslosen Ablauf und für das Klima im Unternehmen. Er mache gerade auch in Krisenzeiten „Jobs sicherer und besser“.
Die NGG Unterfranken appelliert daher an die Beschäftigten der Unternehmen in Schweinfurt, in denen es noch keinen Betriebsrat gibt, jetzt eine Arbeitnehmervertretung zu gründen: „Ab fünf Beschäftigten kann und sollte es einen Betriebsrat geben. Je mehr Beschäftigte es gibt, desto mehr können sich auch im Betriebsrat engagieren“, sagt Ocak.
Von Hotels bis zur Ernährungswirtschaft – die NGG Unterfranken bietet für ihre Branchen eine „Starthilfe“ für die Gründung eines Betriebsrats an:
region.unterfranken@ngg.net oder (0931) 150 86-0.
Im Landkreis Schweinfurt sind es 32.410 Beschäftigte in rund 2.170 Betrieben, im Landkreis Rhön-Grabfeld 37.330 Beschäftigte in rund 2.020 Betrieben, im Landkreis Haßberge 32.910 Beschäftigte in rund 2.040 Betrieben. Für alle anderen Regionen in Mainfranken nennt die NGG Unterfranken leider keine Zahlen.
Auf dem Bild: Wählen für eine starke Mitbestimmung: Beschäftigte sollen einen Betriebsrat gründen, wenn es noch keine Arbeitnehmervertretung gibt. Dazu hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) aufgerufen.
Foto: NGG | Florian Göricke