VIECHTACH – Geschmacklose Feier: Ende Mai fand in Viechtach ein sogenanntes Schweine-Wettgrillen statt. Bürgermeister Franz Wittmann hatte sich die Veranstaltung zum Herzensprojekt gemacht und sie als Privatunternehmer organisiert. [1]
PETA wandte sich im Vorfeld mit der Bitte an ihn, das Fest vegan zu gestalten. Auch ein lokaler Vegan-Stammtisch machte auf die Nachteile eines solchen Festes aufmerksam. Der Bürgermeister entgegnete, dass man ja die Beilagen liefern könnte. Dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder überreichte er im Rahmen des Events eine Schürze mit dem Bild eines Schweins, welches den Daumen hoch zeigt, zusammen mit der Aufschrift „Nicht vegan – Schwein gehabt!“. Mit seinen Handlungen zeigte er eindrücklich, dass ihn das Leid und der unnötige Tod von Schweinen herzlich wenig interessieren. Dafür verleiht PETA dem Bürgermeister ihren Negativpreis „Speziesismus des Monats“ im Mai 2025.
„Das von Franz Wittmann so begeistert organisierte ‚Schweine-Wettgrillen’ in Viechtach ist aus der Zeit gefallen und eine geschmacklose Veranstaltung, die ihresgleichen sucht. Sie steht den Werten einer Stadt entgegen, die sich mit dem Titel Fairtrade-Stadt schmückt und sich der Agenda 2030 [2] verschrieben hat. Diese beinhaltet Kernbotschaften wie eine Welt ohne Hunger und den Kampf gegen die Klimakatastrophe – zwei Dinge, die unter anderem mit einer rein pflanzlichen Ernährung realisierbar sind“, so Julia Weibel, Fachreferentin bei PETA. „Die Kompromisslosigkeit des Bürgermeisters setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Er ging für seine Zwecke wortwörtlich über Leichen, die nur zur Belustigung getötet und dann über dem Spieß gedreht wurden.“
PETA hat Franz Wittmann in einem Schreiben auf seine Auszeichnung hingewiesen. Er antwortete, dass er diese gern annehme, sich über den Monatspreis freue, aber doch lieber den Jahrespreis bekommen hätte. Der Bürgermeister hatte sich in der gesamten Debatte in keiner Weise aufgeschlossen gegenüber den Kritikpunkten an der Veranstaltung gezeigt.
Auch Argumente rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Zusammenhang mit Fleischkonsum stießen bei ihm auf taube Ohren. So sagte er zum Beispiel in der Passauer Neuen Presse: „Schweine werden ja so oder so geschlachtet. […] Sie werden gezüchtet, um zu Wurst oder Fleisch verarbeitet zu werden und nicht, um auf dem Erdlingshof oder Gut Aiderbichl zu landen.“ [3]
Während des Wettgrillens veranstalteten Aktive von PETA auf dem Marktplatz ein „Hunde-Barbecue“. Sie machten damit auf den in der Gesellschaft verbreiteten Speziesismus aufmerksam, also auf die Diskriminierung bestimmter Lebewesen allein aufgrund ihrer Artzugehörigkeit.
In einem Social-Media-Beitrag zum „Wettgrillen“ sprach Markus Söder davon, dass ein Leben ohne Fleisch „theoretisch möglich – aber sinnlos“ sei. [4] Bereits im Mai 2024 hatte PETA ihm den Titel „Speziesist des Monats“ verliehen. Damals wegen eines Videos mit dem Hashtag „#hundeliebe“, das ihn bei einer tierquälerischen Hundeschlittenfahrt in Schweden zeigt. [5]
800 Millionen getötete Lebewesen pro Jahr – wie tierlieb sind wir wirklich?
PETA weist darauf hin, dass viele Menschen hinter Fleisch und anderen Produkten tierischer Herkunft nicht das getötete Lebewesen sehen. Doch allein in Deutschland werden jährlich etwa 800 Millionen Landlebewesen wegen ihres Fleisches, ihrer Milch und ihrer Eier meist in enge Ställe eingepfercht und durch Enthornung, Kastration und das Abschneiden von Schwänzen sowie Schnäbeln oft betäubungslos verstümmelt. Im Schlachthof wird ihnen die Kehle durchgeschnitten – nicht selten auch hier mit nur unzureichender Betäubung, was zu einem extrem qualvollen Tod durch langsames Ausbluten führen kann. Ganz gleich, ob „Bio-“ oder konventionelle Haltung: 100 Prozent der Tiere werden, lange bevor sie ihre natürliche Lebenserwartung erreichen, getötet.
PETAs Negativpreis „Speziesismus des Monats“
Jeden Monat zeichnet PETA Personen, Unternehmen oder Produkte, die sich als besonders speziesistisch und tierfeindlich gezeigt haben, mit dem Negativpreis „Speziesismus des Monats“ aus. Nach einem Jahr wird außerdem der Titel „Speziesismus des Jahres“ verliehen, der in einer öffentlichen Abstimmung ermittelt wird. PETA möchte die Gesellschaft mit dem Preis für das Thema Speziesismus sensibilisieren und zum kritischen Reflektieren, Umdenken und tierfreundlichen Handeln anregen.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten.
[1] Anna-Lena Weber. „Eine große Sauerei“. Allgemeine Laber-Zeitung. 22.05.2025
[2] Viechtach.de: Viechtach ist Fairtrade-Stadt. Online abrufbar unter: https://www.viechtach.de/Arbeiten-Fairtradestadt. (06.06.2025).
[3] Augustin, Alexander. „Bürgermeister will Schweine auf Viechtacher Stadtplatz grillen – Veganer-Kritik abgebügelt“ Passauer Neue Presse. 14.01.2025. Online abrufbar unter: https://www.pnp.de/lokales/landkreis-regen/buergermeister-will-schweine-auf-viechtacher-stadtplatz-grillen-veganer-kritik-abgebuegelt-17806655 (11.06.2025)
[4] Instagram-Account von Markus Söder (24.05.2025): Unterwegs in Niederbayern beim 1. Viechtacher Schweinefest […] Ein Leben ohne Fleisch? Theoretisch möglich – aber sinnlos. Online abrufbar unter: https://www.instagram.com/p/DKCJqgkIVLw/. (11.06.2025).
[5] Instagram-Account von Markus Söder (23.02.2024): Ein einzigartiges Erlebnis: Eine Hundeschlittenfahrt durch den Polarschnee. War sehr schön, so ruhig durch die schwedische Landschaft zu gleiten. #hundefan #hundeliebe #hunde #schlittenfahrt #schweden #kiruna. Online abrufbar unter: https://www.instagram.com/reel/C3sNlkhopNE/?hl=de. (11.06.2025).
Auf dem Bild: Viechtachs Bürgermeister Franz Wittmann interessiert sich herzlich wenig für den Tod und das Leid von Schweinen. / © PETA Deutschland e.V.