Tag der Artenvielfalt: Ein Nationalpark im Steigerwald als Schlüssel zum Schutz bedrohter Arten

Tag der Artenvielfalt: Ein Nationalpark im Steigerwald als Schlüssel zum Schutz bedrohter Arten
Fotograf: Nico Brändlein

RAUHENEBRACH IM STEIGERWALD – Zum internationalen Tag der Artenvielfalt unterstreicht der Verein Nationalpark Steigerwald e.V. die dringende Notwendigkeit, einen der letzten großen, naturnahen Buchenwälder Deutschlands unter wirksamen Schutz zu stellen.

Der Steigerwald im Norden Bayerns beherbergt eine außerordentliche biologische Vielfalt – darunter zahlreiche seltene und gefährdete Arten, die auf ungestörte, alte Laubwälder angewiesen sind. Ein Nationalpark im nördlichen Steigerwald wäre ein bedeutender Beitrag zur Bewahrung dieser Lebensräume.

„Wenn wir den Erhalt der Biodiversität ernst nehmen, dann führt kein Weg an einem Nationalpark im Steigerwald vorbei“, sagt Florian Tully, der Vorsitzende des Bürgervereins. „Wir sprechen hier von einem Naturerbe von internationalem Wert – alten, noch naturnahen Buchenwäldern, die in Europa zu den artenreichsten Lebensräumen zählen. Doch dieses Erbe ist bedroht. Ohne entschlossenen Schutz verlieren wir Jahr für Jahr kostbare Arten, oft ohne es überhaupt zu bemerken.“

In diesen Wäldern finden spezialisierte Arten wie der Eremit, eine seltene und streng geschützte Käferart, oder die Bechsteinfledermaus, ein Charaktertier alter Laubwälder, ideale Lebensbedingungen. Auch der Schwarzstorch, der ungestörte, strukturreiche Waldgebiete benötigt, hat hier noch Brutplätze. Viele dieser Arten sind eng an Habitatmerkmale gebunden, die nur in alten, ungenutzten Waldstrukturen vorkommen: stehendes und liegendes Totholz, Höhlenbäume und eine natürliche Waldentwicklung ohne forstliche Eingriffe.

„Ein Wirtschaftswald kann diesen Anforderungen nicht gerecht werden“, so Tully weiter. „Die Vorstellung, dass man Artenvielfalt auch bei nachhaltiger Nutzung vollständig erhalten könne, trifft leider nicht zu. Natürliche Waldentwicklung – also die bewusste Entscheidung, der Natur freien Lauf zu lassen – ist für viele Arten überlebenswichtig. Genau das leisten Nationalparke: sie schaffen Rückzugsräume, in denen die Natur sich selbst gehört.“

Der Verein weist darauf hin, dass der Steigerwald bereits jetzt über international bedeutsame Naturqualitäten verfügt – doch es fehlt ein klarer rechtlicher Rahmen für dauerhaften Schutz auf größerer Fläche. Aktuell sind wertvollste Waldbereiche nicht verbindlich gesichert und könnten jederzeit wieder forstlich genutzt werden.

Viele Experten appellieren: „In Bayern gibt es zwei großartige Nationalparke. Aber die einzigartige Laubwaldnatur des Steigerwalds ist dort nicht vertreten. Ein dritter Nationalpark hier wäre keine Belastung, sondern ein Gewinn. Für die Artenvielfalt, für den Klimaschutz, für sanften Tourismus und nicht zuletzt für die regionale Identität. Der Nationalpark wäre ein lebendiges Symbol dafür, dass wir Verantwortung übernehmen – nicht irgendwann, sondern jetzt.“

Zum Tag der Artenvielfalt fordert der Verein daher erneut von der bayerischen Staatsregierung, die nötigen Schritte zur Ausweisung eines Nationalparks im nördlichen Steigerwald einzuleiten. Die Region selbst habe in großen Teilen längst ihre Bereitschaft signalisiert – der politische Wille dürfe nicht länger ausbleiben.

Wenn wir weiterhin abwarten, werden unsere Nachkommen eines Tages fragen: Warum habt ihr nicht gehandelt, als es noch möglich war? Ein Nationalpark im Steigerwald ist keine Utopie, sondern eine realistische Chance – und vielleicht unsere letzte, diesem einmaligen Naturraum eine Zukunft zu geben.

Fotograf: Nico Brändlein

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