In Würzburg wird das Leben für Bürgerinnen und Bürger immer kostspieliger – nicht wegen Luxus, sondern wegen grundlegender Dinge wie Heizen und Parken. Während die Stadt bei den Parkgebühren unaufhaltsam nach oben schraubt, wird Fernwärme zur preislichen Einbahnstraße. Von fairer Politik keine Spur – stattdessen Abzocke mit Ansage.
Wer in Würzburg lebt, weiß: Es wird teurer. Und zwar nicht nur durch Inflation oder gestiegene Lebenshaltungskosten. Nein, die Stadt selbst scheint derzeit ein ganz besonderes Talent dafür zu haben, ihren Bürgerinnen und Bürgern tief in die Tasche zu greifen. Zwei Themen stehen dabei exemplarisch für die aktuelle Entwicklung: die stetig steigenden Parkgebühren und die explodierenden Fernwärmekosten. Wer in Würzburg wohnen und sich fortbewegen möchte, muss zunehmend zahlen – oftmals ohne erkennbaren Gegenwert.
Fangen wir mit einem Dauerärgernis an: dem Parken in Würzburg. Einst war es schon nervenaufreibend, überhaupt einen Parkplatz zu finden – heute kommt noch der finanzielle Aspekt hinzu. Die Stadt hat in den letzten Jahren mehrfach die Gebühren erhöht, zuletzt in einem Maß, das man durchaus als unverschämt bezeichnen darf. Eine Stunde Parken in der Innenstadt? Mittlerweile zahlt man teilweise bis zu 3 Euro – und wer den ganzen Tag beruflich in der Stadt ist oder als Pendler keinen Alternativparkplatz hat, kommt schnell auf über 20 Euro am Tag.
Der offizielle Tenor lautet: Man wolle den „Umstieg auf den ÖPNV fördern“ und die „Verkehrswende vorantreiben“. Schön und gut – nur leider fehlt es an realistischen Alternativen. Busse und Straßenbahnen sind zu Stoßzeiten überfüllt, Taktungen auf dem Land nach wie vor lückenhaft, Ticketpreise hoch. Der öffentliche Nahverkehr ist schlicht nicht in der Lage, kurzfristig den Bedarf aufzufangen, der durch den politischen Druck auf den Individualverkehr entsteht. Und währenddessen verdienen sich Parkraumbewirtschaftungs-Gesellschaften und die Stadt selbst eine goldene Nase.
Besonders zynisch wirkt das Vorgehen bei der Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung. Immer mehr Stadtteile – auch reine Wohngebiete – werden in kostenpflichtige Zonen umgewandelt. Bewohnerparkausweise, die früher ein paar Euro im Jahr kosteten, sind heute deutlich teurer und gelten oft nicht einmal für alle nahegelegenen Straßen. Wer Besuch empfängt oder Handwerker ins Haus holen will, muss zusätzlich zahlen – oder riskiert Knöllchen. Die Bürgerinnen und Bürger werden so systematisch zur Kasse gebeten, während die Stadt behauptet, es gehe um Verkehrsberuhigung und Lebensqualität.
Noch gravierender ist die Situation bei der Fernwärme. Was einst als ökologisch sinnvolle Alternative zu Öl- und Gasheizungen beworben wurde, entpuppt sich immer mehr als Kostenfalle mit Knebelwirkung. Denn wer einmal ans Fernwärmenetz angeschlossen ist, kommt so schnell nicht wieder davon los. Und das nutzen die Anbieter – in Würzburg vor allem die WVV – gnadenlos aus.
In den vergangenen Jahren sind die Fernwärmepreise massiv gestiegen. Während andere Energiepreise in der Krise zumindest zwischenzeitlich staatlich gedeckelt wurden, blieb der Fernwärmetarif ein Spielball unternehmerischer Freiheit. Preissteigerungen im zweistelligen Prozentbereich pro Jahr waren keine Seltenheit. Verbraucherschützer schlagen seit Jahren Alarm: Fernwärmekunden sind rechtlich schlechter gestellt als Kunden anderer Energieformen. Verträge sind oft langfristig, Kündigungen kaum möglich, Transparenz Fehlanzeige.
Gerade in Würzburg hagelt es Beschwerden von Fernwärmekunden. Viele verstehen ihre Rechnungen nicht – und bekommen auf Nachfrage ausweichende oder unvollständige Antworten. Wie sich die Preise genau zusammensetzen, welche Kosten tatsächlich angefallen sind und warum der Verbrauch angeblich gestiegen ist – all das bleibt oft nebulös. Wer in einem Neubaugebiet wohnt, hat ohnehin keine Wahl: Fernwärme ist dort Pflicht, Alternativen verboten. Die Monopolstellung der Anbieter wird damit zementiert, und der Kunde kann nichts tun außer zahlen.
Was in dieser Situation besonders frustrierend ist: Die Politik schaut zu – oder noch schlimmer: Sie mischt aktiv mit. Die Stadt Würzburg ist an der WVV beteiligt, profitiert also letztlich auch von hohen Einnahmen. Ein echtes Interesse an einer Entlastung der Bürgerinnen und Bürger scheint nicht vorhanden. Wer kritisiert, wird auf lange Sicht mit vagen Versprechen abgespeist. Angeblich wolle man „die Situation evaluieren“, „ein Konzept erarbeiten“ oder „mit den Anbietern sprechen“. Nur spürbare Konsequenzen? Fehlanzeige.
Gleiches gilt für die Parkgebühren: Während Städte wie Erlangen oder Bamberg über Rabatte für Pendler oder Kombinationstarife mit dem ÖPNV nachdenken, erhöht Würzburg still und heimlich weiter. Anwohner und Besucher gleichermaßen zahlen den Preis für eine Politik, die auf Einnahmenerhöhung statt echter Verkehrswende setzt.
Bleibt die Frage: Warum wehrt sich niemand? Warum werden die ständig steigenden Kosten stillschweigend hingenommen? Die Antwort liegt wohl in der Trägheit des Systems. Einzelne Klagen gegen Fernwärmepreise dauern Jahre, und bei Parkgebühren hilft auch kein Protest – Knöllchen kommen trotzdem.
Doch genau diese Ohnmacht darf nicht zur Gewohnheit werden. Es ist höchste Zeit, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme erheben. Gegen undurchsichtige Energiepreise. Gegen eine Verkehrspolitik, die nur abzockt statt zu gestalten. Und gegen eine Stadtverwaltung, die längst vergessen hat, wer ihr Gehalt bezahlt: die Menschen, die hier leben.
Text: Fabian Riedner
Bild von Willi Heidelbach auf Pixabay