VEITSHÖCHHEIM – „Wir ermöglichen Bildung“: Mit diesem zentralen Gedanken hat ein Leitbildtag am Gymnasium Veitshöchheim stattgefunden. Schülerinnen und Schüler der achten Jahrgangsstufe beschäftigten sich mit dem Thema künstliche Intelligenz (KI) in Schule und Gesellschaft.
Der Leitbildtag wurde von Dipl.-Inform. (FH) Michael Rott und dem Doktoranden Marvin Tessitore, beide von der Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik (FIW) der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS), inhaltlich vorbereitet und zusammen mit den Lehrkräften der achten Jahrgangsstufe gestaltet.
Im ersten Teil der Veranstaltung ging es darum, den Schülerinnen und Schülern theoretisches Wissen zum Thema KI zu vermitteln und zu erklären, wie KI funktioniert. Hierbei erfuhren die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, dass dabei sogenannte „Perzeptronen“ (engl. „perception“ = Wahrnehmung) eine wichtige Rolle spielen. Dieses vereinfachte, künstliche, neuronale Netzwerk, gemixt mit der Logik der Mathematik, ist das Geheimnis, wie KI „lernen“ kann. Darüber hinaus wurde auch die Frage nach der Nachhaltigkeit von KI sowie ein verantwortungsbewusster und kritischer Umgang mit KI-Tools thematisiert.
Im zweiten Teil vermittelten Michael Rott und Marvin Tessitore den Jugendlichen spielerisch den Umgang mit KI-Tools wie dem Google-Programm „Teachable Machine“. Überprüft und intelligent gestaltet, lässt sich diese beliebig trainieren, damit KI zum Beispiel verschiedene Tierarten differenzieren kann. Schließlich konnten die Achtklässlerinnen und Achtklässler mit einem Quiz das erlernte Wissen testen sowie in unterschiedlichen Workshops die KI-Tools selbst ausprobieren und anwenden. Ein Schüler berichtet: „Ich hatte die Idee, ein eigenes System zur Erkennung verschiedener Ziegenarten zu bauen – und konnte das heute mit der ,Teachable Machineʼ tatsächlich umsetzen. Es war spannend zu sehen, wie die KI dazulernt und am Ende wirklich zwischen den Arten unterscheiden konnte.“
Durchdachter Umgang mit KI
Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten wurden auch im Umgang mit sensiblen Daten geschult. Im Hinblick auf Übersetzungsprogramme stellte die Gruppe im Rahmen ihres Workshops fest, dass die KI nicht immer verlässlich eine korrekte Pbersetzung bietet. Hier kommen wieder neuronale Netze ins Spiel, die zur Methode des „Supervised Learning“ gehören. Dies sei vergleichbar mit dem Unterricht, indem Schülerinnen und Schüler Texte selbst übersetzen, die anschließend von den Lehrkräften korrigiert werden. Zur Übung erstellte Marvin Tessitore mit den Jugendlichen ein Übersetzungstool, das ausschließlich vom eigenen Wissen der Schülerinnen und Schülern gespeist wird und dadurch unerwünschte Übersetzungen von KI vermeidet. „Ich finde es spannend zu sehen, dass über 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler bereits mit KI in Berührung kamen. Wir haben heute einen Latein-Übersetzer gebaut, der beim Lernen helfen und sogar Aufgaben lösen kann – und das ausschließlich auf Basis ihres eigenen Wissens, ganz ohne Zugriff auf allgemeine KI-Datenbanken.“
Da die Schülerinnen und Schüler ihre KI selbst trainieren mussten, entstand dabei ein echter Lerneffekt: Sie setzten sich aktiv mit den Inhalten auseinander, anstatt nur Ergebnisse abzurufen. Im Unterschied zu bekannten Programmen wie ChatGPT greife der selbst entwickelte Übersetzer nicht auf allgemeines Internetwissen zurück, sondern ausschließlich auf das Wissen, das die Schülerinnen und Schüler ihm selbst beigebracht haben. Dadurch verwende die KI nur Vokabeln und Inhalte, die tatsächlich im Unterricht behandelt wurden, anstelle von Begriffen, die im Lehrplan noch nicht vorkamen.
Michael Rott hält fest: „Künstliche Intelligenz kann unsere Zukunft verbessern – aber nur, wenn wir sie mit Herz und Verstand gestalten. Mein Dank gilt dem Gymnasium Veitshöchheim, das seinen Schülerinnen und Schülern an diesem Tag die Nutzung von KI-Programmen ermöglicht. Ich bin beeindruckt davon, wie die Jugendlichen damit umgegangen sind“.
Am Ende des Leitbildtags bedankte sich Lehrkraft Sandra Wallrapp auch im Namen ihrer beiden Kolleginnen sowie der Schulleitung bei der THWS für die Unterstützung sowie die beeindruckende Expertise und das Engagement der beiden Referenten. Die Schülerinnen und Schüler konnten in einem Reflexionsbogen ihr eigenes Feedback zu diesem Tag abgeben. Auf die Frage, was die Jugendlichen von dieser Veranstaltung mitgenommen haben, antwortet eine Schülerin: „Beeindruckend ist für mich, dass es mittlerweile in beinahe jedem System KI-Ansätze gibt, wie bei Alltäglichem wie Pfandautomaten“. Ein Highlight war der KI-gesteuerte Roboter-Hund der THWS, der eingesetzt wird, um die Gesellschaft zu erforschen. Mit einem Programm wie diesem haben Michael Rott und Marvin Tessitore bereits ein vollautomatisiertes Zimmer für einen querschnittsgelähmten Menschen entwickelt.
Auf den Fotos:
- THWS-Doktorand Marvin Tessitore, Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik (li.), stellt Schülerinnen und Schülern der achten Klassen des Gymnasiums Veitshöchheim einen Roboter-Hund als Highlight des Leitbildtags vor (Foto: THWS/Anne Speda)
- Dipl.-Inform. (FH) Michael Rott (2. v. re.) und THWS-Doktorand Marvin Tessitore (2. v. li.), beide Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik, gemeinsam mit den Lehrkräften der achten Klasse des Gymnasiums Veitshöchheim am Leitbildtag, Sandra Wallrapp (Mitte), Tanja Drachenberg (li.) und Anna Hartmann (re.) (Foto: THWS/Anne Speda)

