SCHWEINFURT / WÜRZBURG – Als wäre die Partie, das große Derby, der erste Matchball für die 3. Liga nicht genug. Nein, der FC 05 musste sich aktuell zur Spieltags-Pressekonferenz am Dienstag auch noch mit zwei „Nebenkriegsschauplätzen“ auseinandersetzen.
Während der PK tagte gerade der Stadtrat in Sachen Stadion-Um- und Ausbau. Und: Gerüchte besagten seit Montag, dass seitens des Nürnberger Gerichts eine lange erwartete Entscheidung bekannt wird. Zum Thema Stadtrat vorab: Oberbürgermeister Sebastian Remelé malte ein schreckliches Bild von der finanziellen Situation Schweinfurts. Eigentlich habe man das Geld für einen Millionen-Zuschuss für den FC 05 nicht.
Erstmal das andere Thema: Drei Punkte für die Schnüdel am Grünen Tisch aus der verlorenen Partie bei Schwaben Augsburg Mitte September 2024! Das wäre der Punkt auf dem „i“, der Gipfel des Verbands-Chaos, die Frechheit sondergleichen, typisch freilich irgendwie für das fehlende Gespür. Mit dem Urteil pro Schweinfurt wäre das Duell Freitagabend gegen die Würzburger Kickers sportlich komplett wertlos, würde der FC 05 als Meister und Aufsteiger und auch noch Teilnehmer der ersten DFB-Pokalrunde bereits feststehen.
Fans der Rothosen würden das Sachs-Stadion dann sicher nicht betreten, die Luft wäre komplett draußen aus der heißesten Begegnung seit Jahren. Noch aber ist das Urteil nicht da. Zum Glück. Freitag geht´s zwar noch nicht um alles oder nichts, aber wenn der Fußball-Gott irgendwas Grünes an sich hat, dann wird´s ein grandioser Abend. Mit einem Sieg steigt der FC 05 auf, bei maximal einem Remis von Bayreuth zeitgleich in Burghausen reicht auch ein Punkt. Bei einer Niederlage könnten die Würzburger noch herankommen. Dann hieße es: Fortsetzung folgt.
Da war im V.I.P.-Raum am Dienstag Victor Kleinhenz: Gut gelaunt, mit freudiger Erwartung. Logisch, denn am Freitag kann es soweit sein. „Wir geben Vollgas, sind von den Positionen eins bis 17 gut aufgestellt!“ Personell schaut´s gut aus. Nur Kevin Fery fehlt wegen Gelbsperre sicher, ein Fragezeichen steht hinter Nils Piwernetz. Den könnte Lucas Zeller als Außenverteidiger vertreten, Kevin Frisorger dafür innen abräumen. Der FC 05 setzte in der Trainingswoche den Schwerpunkt auf die Defensivarbeit.
Und hat „Typen dafür, damit wir uns von der Kulisse tragen lassen. Aber auch solche, die das Publikum anzünden können“, sagt der Trainer, der „beim ersten Matchball mutig spielen“ will und der gute Chancen sieht, „einen der drei Matchbälle zu verwandeln“. Der vierte wäre die Entscheidung des OLG Nürnberg. Jedenfalls wollen die Schnüdel zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und die doppelte Sehnsucht befriedigen. Nach dem ersten Derbysieg seit 2013 und dem Lechzen nach Profifußball in der 3. Liga.
Die Rahmenbedingungen werden fast alles übertreffen, was die letzten Jahre geboten war, rund ums Stadion droht das Chaos für alle, die zu spät kommen oder spät mit dem Auto: Der Vogelschuss ermöglicht weniger Parken auf dem Volksfestplatz, an der Niederwerrner Straße ist das möglich. Allerdings werden sicherlich mindestens 8000 Zuschauer kommen, tausende Tickets sind schon verkauft, noch gar nicht eingerechnet die an die Würzburger….
Anderes Thema – Stadtrat: Kurz nach der PK beim FC 05 kam das Sachs-Stadion auf den Tisch. Gleich nach dem Thema Sanierung des Theaters. Da haben sich die Kosten inzwischen verdoppelt, tauchte ausgerechnet am Dienstag eine weitere Steigerung von sieben Millionen auf. Zum Entsetzen aller bei leeren Kassen und noch immer keinem genehmigten Haushalt. Stadtrat Ralf Hofmann rechnete schnell aus, dass damit das Geld zur Unterstützung der Freien Kultur für stolze 70 Jahre verbrannt wäre…
Trotzdem: Mehr Licht, eine Rasenheizung, eine zweite Sitztribüne, neue Verkaufsstände – das alles MUSS her, sonst wird´s nichts mit der 3. Liga in Schweinfurt. Sportreferent Jürgen Montag zählte nochmal alle Argumente dafür auf, die rund 3,6 Millionen – die man freilich nicht hat – zu genehmigen.
Meinungen: SPD-Stadtrat und OB-Kandidat Ralf Hofmann findet „für beide Seiten gute Argumente“, stellte die Frage: „Was passiert mit dem Verein, wenn nicht?“ Es wäre allemal ein Imageschaden für die ohnehin nicht mit positiven Nachrichten gesegnete Stadt. Er sieht „Chancen und Marketingeffekte. Wir investieren in 19 Großveranstaltungen“ – und übersah die 20., denn als Meister würde der FC 05 auch die erste DFB-Pokalrunde erreichen. Das Geld sei „eine Investition in eigene Liegenschaften, kein Zuschuss, denn der Rasen ist von 1936…“ Hofmann stimmte zu.
Anders als Stefanie Stockinger-von Lackum von der diesmal gespalteten CSU. Sie, die 2001/2002 beruflich im Marketing bei allen Zweitliga-Heimspielen weilte, gönnte dem FC 05 den Aufstieg. „Aber auch bei mir schlagen zwei Herzen. Wo kommt das Geld her?“ Die Bauzeit vor und nach zwei Großkonzerten mit Roland Kaiser und Sido brachte sie vor, auch das Thema Nachhaltigkeit. „Keiner kann sagen, wie lange der FC 05 in 3. Liga spielen wird.“ Der sei „kein großer Verein“, habe nur 740 Mitglieder. Und in der 3. Liga würde es „keine besonderen Spiele, keine Derbys“ mehr geben, „sondern nur Hochrisikospiele.“
Spätestens da wurde der Schnüdel-Vorstand Markus Wolf auf der Zuschauertribüne im Rathaus richtig grantig. Stockinger-von Lackums Fazit dennoch: „Meine Vernunft sagt: Wir önnen es uns zurzeit nicht leisten. Ich kann nicht zustimmen.“. Dafür stellte sie den Antrag: Wenn schon eine Rasenheizung, dann sollten künftig alle Schweinfurter Vereine den Hauptplatz nutzen dürfen, wenn die Notwendigkeit besteht. Viel später am Nachmittag ging diesen Antrag in der Tat durch.
Vorher das: Holger Laschka von den Grünen, 2020 OB-Kandidat, ließ sich von seinem politischen Gespür leiten. Als Kind war er immer im Stadion, sah Lothar Emmerich, den FC 05 nach einer 3:0-Führung mal 3:4 gegen Kaiserslautern verlieren, sah die Schnüdel Dritter werden in der 2. Bundesliga. „Auch wenn´s finanziell zwickt, wollen wir mal wieder auf etwas stolz sein.“ Er stimmte für´s „Fußball-Erlebnis 3. Liga“.
Die gespaltene CSU: Stadträtin Theresa Schefbeck kann „die Augen nicht verschließen. Maxbrücke, Parkhaus des Leopoldina-Krankenhauses, der wohl dauerhafte Gewerbesteuer-Rückgang… Sie stimmte dagegen, denn „Investition in Bildung der Kinder sind wichtiger als Profifußball“. Der Fraktionsvorsitzende Stefan Funk hob aber den Daumen für den Volkssport Fußball in Schweinfurt. Nun gut, er ist aber auch in einem seiner drei bis vier Berufe Radioreporter für den örtlichen Sender….
Lang wird´s, wenn Dr. Ulrike Schneider von der Initiative Zukunft./ödp spricht: Sie hatte als langjährige Leichtathletin gute Gespräche mit Markus Wolf, stimmte dennoch gegen den Invest ins Stadion. Weil eine Rasenheizung natürlich nicht ökologisch ist. Weil sie „dem DFB mal die Stirn bieten“ möchte angesichts der Auflagen, dem „selbstherrlichen Vorgehen des Verbandes mit Forderung für paar wenige Tage mit vielleicht Schnee.“ Schon ohne Ausgaben für den FC 05 und das Theater ei der Schweinfurter Haushalt nicht genehmigungsfähig. Naheliegend daher: „Wir können die Entscheidung nicht fällen und Mittel freigeben, ohne zu wissen, wo wir die Gelder einsparen.“ Ihr Vorschlag: Einen Zuschuss für die Schnüdel im ersten Jahr 3. Liga für Winterspiele in einem drittligatauglichen Stadion. Nicht dem heimischen…
Als Vorsitzender der TG 48 Schweinfurt erinnerte Dr. Reginhard von Hirschhausen von den Grünen daran, dass mit dem Invest ins Stadion dann rund 16 Millionen im Haushalt für 2025 eingespart werden müssen. Und es sei seine „verdammte Pflicht als Stadtrat, dem FC 05 nicht einen ungedeckten Scheck zu überreichen.“ Richard Graupner von der AfD sieht es anders: „Identitätsstiftend für die Stadt wäre der Aufstieg, das muss von uns unterstützt werden.“
Gespalten auch die Linken: Andrea C. Greber will „Geld nicht verplanen, das wir nicht haben und auch nicht haben werden. Maßhalten sei angesagt. Peter Zwegat hätte in dem Moment gesagt. „Was uns hier gerade reitet?!“ Mit Robert Striesow aber, der sich auf das Gastspiel von Hansa Rostock freut, findet Frank Firsching: „Es geht um Ermöglichen oder Verhindern. Wir wollen etwas ermöglichen!“
Finanzreferentin Dr. Barbara Keck sprach von „schmerzhaften Einschnitten. Der städtische Haushalt befindet sich in einer sich zuspitzenden Situation.“ Abgelehnt wurde dennoch der Antrag von Adi Schön von den Freien Wählern. Der beantragte, dass die Stadtwerke Schweinfurt die Kosten von 1,7 Millionen für die Rasenheizung übernehmen könnten angesichts fast 30 Millionen Bilanzgewinn in den letzten Jahren. Das wurde abgelehnt mit nur fünf Ja-Stimmen. Mit aber 32 Stimmen ging das Entscheidende durch: Die Stadt Schweinfurt hilft auch ohne Geld, das sie nicht hat, dem FC 05. Die 3. Liga rückt immer näher…