DÜSSELDORF / BAD KÖNIGSHOFEN – So viel vorweg: Es war eine Riesen-Leistung des TSV Bad Königshofen beim Play-Off-Rückspiel in Düsseldorf. Die Vorstufe zur absoluten Sensation im deutschen Mannschafts-Tischtennis blieb aber aus.
Der Underdog aus dem kleinsten Ort und kleinsten Verein der Bundesliga ist im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft knapp gescheitert. Nach dem Play-off-Hinspiel (1:3) ging auch das Rückspiel beim Deutschen Rekordmeister Borussia Düsseldorf 2:3 verloren. Endstufe der bisher so überragenden Saison-Leistung – Frühjahr-Sommer-Pause bis Ende August.
Kein Entscheidungsspiel wie vor einem Jahr. Düsseldorf zieht wie immer seit gefühlten zig Jahren ins Finale ein. Gegen TTF Ochsenhausen oder den 1. FC Saarbrücken, was zum Spielende noch nicht feststand. Gegen Ochsenhausen haben die Königshöfer diese Runde beide Male gewonnen, gegen Saarbrücken ein Mal. Was bleibt als Resümee der Saison 2024/25: Der TSV Bad Königshofen unterstrich eindrucksvoll, dass er zum Spitzenquartett, den besten vier Teams im deutschen Tischtennis gehört.
Sehr verheißungsvoll begann es ja nicht im ARAG Centercourt. Die Gastgeber hatten den Aufstellungspoker gewonnen. Es kam zu denselben Paarungen wie im Hinspiel. Basti Steger, an 2, musste erneut gegen den Europameister Dang Qiu eröffnen, unterlag wieder 0:3. Er stieß dabei aber nur im dritten Satz an seine Grenzen. Die Königshöfer Fan-Kolonne feierte dennoch respektvoll ihren „Basti-Basti“.
Dann kam das vermeintliche Schlüsselspiel, Anton Källberg gegen Jin Ueda, der selber darüber mit zu entscheiden hatte, ob es sein letztes oder vorletztes Spiel für den TSV war oder wer weiß was noch möglich wäre. Und es war ihm überhaupt nicht anzumerken, dass er seine letzten fünf Einzel verloren hatte. Im ersten Satz unterlag er knapp 9:11. Dann drehte er auf und glich mit einem klaren 3:1-Sieg zum 1:1 zur Pause aus.
Also tatsächlich noch ein Schlüsselspiel, in dem Filip Zeljko gegen die TT-Ikone Timo Boll eine Wiederholung seines Siegs im Hinspiel zuzutrauen war. Aber ein Boll, auch mit 44, verliert nun mal nicht gern zwei Mal hintereinander gegen denselben Spieler. Zeljko versuchte es mit seinem super aggressiven, aber deshalb hoch riskanten Aufschlagspiel und glich einen unnötigen 0:2-Rückstand durch zwei 11:8-Sätze aus, so dass dem fünften Satz hohe Play-off-Bedeutung zukam. Timo Boll, wesentlich variabler mit seinen Aufschlägen, drehte den Spieß um und gewann sein letztes Einzel in dieser Arena. Filip Zeljko hätte sich verewigen können.
So bekam Jin Ueda die Chance dazu. Würde er dem Europameister Dang Qiu nach dessen 15:1 TTBL-Siegen und 3:0 in den Playoffs die zweite Niederlage des Jahres beibringen können? Er konnte! Wonach es im ersten Satz (7:11) nicht aussah. Doch dann wehrte er im zweiten bei 8:10 zwei Satzbälle ab und siegte mit seinem ersten (12:10). Im dritten Durchgang benötigte er drei Satzbälle zum 13:11 und im vierten verwandelte er seinen ersten zum 11:8. Ausgleich 2:2. Ueda beginnt eine neue Karriere in Japan als Privat-Trainer von Shunsuke Togami. Die Freude über seine zwei Einzelsiege wurde durch das Ergebnis des Schlussdoppels etwas getrübt.
Jene Disziplin, in der die Königshöfer in den letzten zwei Jahren die Erfolgreichsten waren, egal in welcher Besetzung. Denn das selten zusammen spielende Doppel Boll/Källberg war in der Addition der Einzel-Qualitäten eben doch einen Tick besser als Steger/Allergo, bei dem Ergebnis von 12:10/12:10/11:9 aber auch etwas glücklicher.
Qiu – Steger 3:0
(11:8/11:8/11:2)
Källberg – Ueda 1:3
(11:9/3:11/10:12/7:11)
Boll – Zeljko 3:2
(11:6/12:10/8:11/8:11/11:5)
Qiu – Ueda 1:3
(11:7/10:12/11:13/8:11)
Boll/Källberg – Steger/Allegro
(12:10/12:10/11:9)
Rudi Dümpert für www.mainfranken.news