WASSERBURG / SCHWEINFURT – Bei all den Nachrufen auf Werner Lorant, der am Sonntag im Alter von 76 Jahren in Wasserburg verstarb, wird seine Zeit in Mainfranken kaum gewürdigt. Der langjährige Bundesligaspieler wird fast nur mit dem TSV 1860 München in Verbindung gebracht.
Dabei ließ er seine Karriere als Fußballer von 1984 bis 1986 beim SV Heidingsfeld in Würzburg ausklingen und kickte dann auch noch für den 1. FC Schweinfurt 05, für den er von 1986 bis 1990 als Trainer den ersten großen Erfolg hatte mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga. Lorant wechselte dennoch, blieb aber zwei weitere Jahre in Unterfranken: Mit der Viktoria aus Aschaffenburg wurde er 1992 Meister – in der Oberliga Hessen, wo der Verein damals spielte.
Unvergessen natürlich das 3:3 Mitte Mai mit den Schnüdeln bei den Münchner Löwen, was nach einem Bayernliga-Endspiel vor weit über 30.000 Zuschauern damals die Meisterschaft für den FC 05 bedeutete und den Traum des TSV 1860 von der Rückkehr in die 2. Bundesliga erst einmal beendete – bevor der Traditionsverein danach sogar in die 1. Bundesliga durchmarschierte und sich fast für die Champions League qualifizierte, auf Augenhöhe spielte mit dem FC Bayern München.
Das alles unter Lorant. Die wenigsten Fußballfans wissen vielleicht, dass er 1990 vor der Meisterschaft des FC 05 kurz mal zurück getreten war…
Zu seinem 70. Geburtstag erschien diese Story:
Am 21. November 1948 wurde Werner Heinz Erich Lorant in Welver in Nordrhein-Westfalen geboren. Und somit nun runde 70 Jahre alt. Seine beste Zeit als Fußballprofi hatte er bei Eintracht Frankfurt. Mit den Hessen gewann er den UEFA Cup und den DFB-Pokal. Bevor Lorant als Coach neun Jahre beim TSV 1860 München wirkte, begann seine Trainerlaufbahn allerdings bei drei fränkischen Vereinen.
Ab 1984 war er mit damals 36 Jahren Spielertrainer des SV Heidingsfeld in Würzburg, wechselte dann zum FC Schweinfurt 05, wo er anfangs auch noch auf dem Rasen stand. Die Schnüdel trainierte er in seinen vier Jahren bis in die 2. Bundesliga. Er selbst aber machte den Aufstieg nicht mit und ging lieber zu Viktoria Aschaffenburg in die Hessenliga. Doch nach zwei Jahren riefen die Löwen, die er zurück in die Bundesliga führte und sogar zum Qualifikationsspielen für die Champions League.
Nach der Trennung 2001 begann der Abstieg. Fenerbahçe Istanbul war noch ein großer Name, allerdings endete dieses Kapitel schnell wieder. Es folgten Stationen in Südkorea bei Incheon United, bei APOEL Nikosia, Saipa Teheran, Kayseri Erciyesspor, Liaoning Hongyun oder DAC Dunajská Streda. Der Profifußball in Deutschland hatte an „Werner Beinhart“ kein Interesse mehr. Ähnlich wie bei Felix Magath ist die Zeit der Schleifer schon da vorbei gewesen…
Zuletzt trainierte Werner Lorant noch den Bezirksligisten TSV Waging am See und in der 4. Liga in Österreich Union Hallein. Der nun 70-Jährige lebt auf Mallorca und im Sommer auf einem Campingplatz in Waging. 2009 zog er in einer ProSieben-Show in „Die Alm“ ein.
Im 2006 erste erschienenen Buch „Grün-Weiße Schnüdel“ zum 100. Geburtstag des FC 05 erschien folgendes Kapitel über Werner Lorant:
Werner Lorant oder: Der graue Löwe
1990 entdeckte der Verfasser dieses Textes seine Liebe zum Journalismus. In einer Zeit, als beim FC 05 gerade die Rückrunde begann, in der die Bayernliga-Meisterschaft und der spätere Aufstieg echte Höhepunkte der Vereinsgeschichte werden sollten. Leider endete in diesen Monaten die Amtszeit eines Werner Lorant, weshalb es nur zu wenigen Begegnungen kam. Schade eigentlich.
Die erste davon fand in Plattling statt. Zu einer Phase, als Lorant noch nicht der graue Löwe der späteren Zeit war, blauen Dunst jedoch schon fleißig verbreitete und als durchaus grimmiger Artgenosse nicht jedermanns Typ darstellte. Zumindest nicht nach schlechten Spielen der 05-er wie in Plattling. Und das zu einer Zeit, als die Münchner Löwen ohnehin im Nacken saßen und deren Coach Carsten Wettberg auch noch zuschauen durfte, wie die Schnüdel in Niederbayern versagten, nur 0:0 spielten.
Lorants Reaktion nach Spielschluss fiel schon recht heftig aus. Noch grimmiger muss er im Mannschaftsbus auf der Heimfahrt gewesen sein. Jedenfalls, so wurde später verkündet, soll der damals gerade im vierten Jahr tätige Coach seinen zwischenzeitlichen Rücktritt erklärt haben, überlegte sich das letztlich dann aber doch noch mal und führte das Team im Mai danach zum Bayernligatitel.
Begegnung zwei fand einige Wochen danach statt, als die Truppe im Nebenraum der Vereinsgaststätte den Aufstieg feierte. Dort, wo der FC 05 im Jahr seines Jubiläums die Geschäftsstelle einrichtete. Zu schon recht später Stunde wagte sich der Autor dieser Zeilen zu Lorant vor, der ja schon weit vorher seinen Wechsel nach Aschaffenburg kundtat. „Spätestens an Weihnachten sehen wir uns doch wieder“, fragte der Schreiber dieses Geschichtchens etwas naiv und erntete nur einen raunzigen Blick des Meistertrainers.
Den führte der Weg wiederum einige Wochen später nach Rieden, wo der Zweitliga-Aufsteiger einen seiner Tests absolvierte, ziemlich locker (natürlich!) gewann. Das alles vor den Augen von Werner Lorant. Der Verfasser dieses Textes war damals ganz stolz darauf, als derjenige auserkoren worden zu sein, der im Profijahr (und schließlich sogar länger) die Stadionzeitung, den „Schnüdel-Express“ redaktionell betreuen durfte.
Ein wildes Sammeln von Ideen führte sogar dazu, an eine eventuelle Rubrik zu denken, in der sich ja Werner Lorant alle 14 Tage zum den Schweinfurtern würde äußern können. Da stand er nun an der Seitenlinie, schaute in Rieden zu. Die beste Gelegenheit also, dem manchmal nicht nur etwas grimmig wirkenden Herren die alles entscheidende Frage zu stellen, ob er denn zu einer Kolumne bereit wäre. „Warum sollte ich das machen?“, lautete die Antwort, die viel mehr eine Frage war. Eine rhetorische.
Also gab es die Rubrik nicht, machte Lorant in Aschaffenburg nur relativ kurz Station, führte später die Löwen bis in die Quali-Runde zur Champions League, gastierte mit den Münchnern noch das ein oder andere Mal im Willy-Sachs-Stadion und fragte sich da dann wohl auch immer, was denn gewesen wäre, wenn er in Schweinfurt damals verlängert hätte.
Eines wäre wohl garantiert nicht zustande gekommen: Ein warmherziges Verhältnis zum jetzigen Buchschreiber, der aber trotzdem irgendwie stolz darauf ist, seine ersten Schritte in der Aura des grauen Löwen getan zu haben.
Unser Bild zeigt Werner Lorant, als er mit dem TSV 1860 München in Schweinfurt spielte und dabei seine alten Jungs wieder traf, mit denen er wenige Jahre zuvor in die 2. Bundesliga aufstieg.