NGG stellt „Bäckerei-Monitor“ für die Frühaufsteher-Jobs vor: „Ohne Migranten wird das Brotbacken schwierig“

NGG stellt „Bäckerei-Monitor“ für die Frühaufsteher-Jobs vor: „Ohne Migranten wird das Brotbacken schwierig“
Foto NGG | Tobias Seifert

MAINFRANKEN – Sie machen die Frühaufsteher-Jobs: Rund 180 Profis backen und verkaufen in Schweinfurt Brot, Brötchen und Butterkuchen. „Sie müssen früh auf den Beinen sein. Der Wecker rappelt bei vielen schon mitten in der Nacht. Morgenmuffel haben’s da eher schwer“, sagt Ibo Ocak von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Insgesamt zähle das Backgewerbe in Schweinfurt 19 Betriebe. Die Gewerkschaft beruft sich bei den Angaben zu Betrieben und Beschäftigten der Branche auf Zahlen der Arbeitsagentur. Im Landkreis Schweinfurt arbeiten in 47 Betrieben 410 Profis und zehn Auszubildende. Im Landkreis Rhön-Grabfeld sind es aktuell 360 Bäcker in 27 Betrieben des Backgewerbes mit 20 Auszubildenden. 310 Profis arbeiten in den Haßbergen in 25 Betrieben des Backgewerbes im Landkreis mit 16 Auszubildenden.

In den Landkreisen Bad Kissingen, Kitzingen, Main-Spessart oder in Stadt und Landkreis Würzburg gibt es anscheinend keine Bäcker mehr. Die NGG meldet zumindest keine Zahlen.

Allerdings passiere in der Backbranche gerade viel, was die Arbeit in Bäckereien erleichtern könne: „Schafft eine Bäckerei zum Beispiel neue Kühltechnik an, kann der Teig schon am Vortag vorbereitet werden. Morgens wird dann gebacken. Dadurch liegen ein paar Stunden mehr Schlaf drin“, so Ibo Ocak.

Der Geschäftsführer der NGG Unterfranken appelliert an die Bäckereien in Mainfranken, die Jobs der Branche attraktiver zu machen. Immerhin beklage gut die Hälfte der Beschäftigten im Backgewerbe, oft Überstunden machen zu müssen. Das ist ein Ergebnis des „Bäckerei-Monitors“, den die Hans-Böckler-Stiftung im Auftrag der NGG gemacht hat. Die Gewerkschaft hat dazu zum ersten Mal bundesweit rund 1.400 Beschäftigte im Bäckerhandwerk und in der Brotindustrie befragt. Künftig soll es die Branchen-Analyse einmal pro Jahr geben.

Beim ersten „Bäckerei-Monitor“ haben mehr als acht von zehn Beschäftigten angegeben, dass sie oft Zeitdruck und Stress im Job erleben. Knapp die Hälfte arbeitet mit wenig Pausen. Und 84 Prozent beklagen, dass Personalmangel im eigenen Betrieb für sie zu spürbaren Belastungen führe.

„Fehlender Nachwuchs ist ein entscheidender Punkt – vor allem für das Bäckerhandwerk“, sagt Ibo Ocak. Hierbei sieht die NGG Unterfranken einen Trend: Immer häufiger setzten Bäckereien in der Region auf Migranten. „Eines ist klar: Ohne junge Menschen, die als Geflüchtete oder Zuwanderer zu uns kommen, wird das Brotbacken von morgen schwierig“, so Ibo Ocak. Bereits heute habe bundesweit jeder vierte Azubi im Backgewerbe einen Migrationshintergrund.

Für den Nachwuchs habe die NGG zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks einen wichtigen Anreiz gesetzt: „Das Portemonnaie der Azubis in Bäckereien ist deutlich voller geworden. Zum Ausbildungsstart bekommen sie bereits 1.020 Euro pro Monat. Und im dritten Ausbildungsjahr sind es sogar 1.230 Euro“, so Ibo Ocak.

Die NGG kündigt an, noch in diesem Jahr mit den Arbeitgebern über eine weitere Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu verhandeln – vor allem in der Brotindustrie: „Wichtig sind bessere Arbeitszeiten. Es geht darum, die Belastungen gerade bei Früh-, Spät- und Nachtschichten besser aufzufangen: Wenn auf sechs Tage Schichtarbeit drei freie Tage folgen, dann lassen sich die Jobs in der Brotindustrie dadurch enorm attraktiver machen“, sagt Ibo Ocak. Die NGG werde sich unter dem Motto „Backen wir’s“ auch für bessere Löhne stark machen: „Es ist wichtig, dass alle Bäckereien Tariflohn zahlen. Denn wenn der Lohn von heute schon ein Problem ist, dann ist es die Rente von morgen erst recht“, so Ocak.

Auf dem Bild: Es staubt auch mal in Bäckereien. Aber das Backen von Brot und Brötchen wird attraktiver: Inzwischen geht ein Bäckerei-Azubi im dritten Ausbildungsjahr mit 1.230 Euro im Monat nach Hause, so die Gewerkschaft NGG Unterfranken. Und ein Trend zeichnet sich ab: Immer häufiger entscheiden sich junge Menschen, die als Flüchtlinge oder Zuwanderer kommen, für einen Job-Start im Backgewerbe.
Foto NGG | Tobias Seifert

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