SCHWEINFURT – Lange fieberte die Region darauf hin, nun ist es bald soweit: Donnerstagabend steigt der Test, wie wichtig der Region Profifußball sein kann. Zur vorgezogenen Eiersuche gibt´s Spitzenfußball im Sachs-Stadion. Mit ganz vielen Fans des FC Bayern München, mit nun aber auch endlich mal tausenden Anhängern der Schweinfurter Schnüdel?
Die Fakten zuerst: Auch wenn das Gericht die Punkte aus der Partie bei Schwaben Augsburg dem FC 05 nicht zusprechen würde, so hat der in der Tabelle neun Punkte Vporsprung auf die Würzburger Kickers und acht auf die Bayreuther, sollten die am Dienstag ihr Nachholspiel in Illertissen gewinnen – beim Sechsten. Gar 13 Zähler Vorsprung sind es auf den FC Bayern München 2. Der hat zwar noch sein Nacholspiel unter der nächsten Woche – ausgerechnet in Aubstadt – , kann aber selbst bei einem Sieg dort und bei einem Remis in Schweinfurt nur auf zehn Punkte heran kommen. Und das dann vier Runden vor Saisonende mit noch zu vergebenen 12 Zählern.
„Wenn nach mir geht, dann könnte das Ergebnis ähnlich sein…“, denkt Victor Kleinhenz gerne an das 2:1 in München zurück, das jahreseinleitend wegweisens war für den Platz, auf dem die Schweinfurter nun stehen. Aus den folgenden fünf Partien holte der eigentliche Meisterschaftsfavorit gerade mal einen Punkt daheim gegen Hankofen, um jüngst die armen Bamberger gleich mit 6:0 abzufertigen.
„Wenn die Hochtalentierten in Fahrt kommen, kann es unangenehm werden“, weiß der FC 05-Trainer. Einige Akteure, die Mittwoch im Mailänder San Siro-Stadiuon auf der Champions League-Bank sitzen, erwartet er Donnerstag auf dem Schweinfurter Rasen. Klar aber auch: Der FCB-Kader verlor im Winter an Sustanz. Weil Timo Kern aufhörte, Steve Breitkreuz sich das Kreuzband riss, weil Akteure wie Dettoni Grayson, Irankunda Nestory (beide Grasshoppers Zürich, Schweiz), Ibrahimovic Arijon (Lazio Rom, Italien), Aseko Nkili Noel (Hannover 96) oder Aznou Adam (Real Valladolid, Spanien) abgegeben wurden.
Die Ziele von Kleinhenz: „Wir können unsere kleine Heimmisere beenden, erstmals in diesem Jahr zwei Mal in Folge gewinnen und weiter auf die Euphorie-Tube drücken. „Die Tribüne ist längst ausverkauft, Montagmittag waren bereits 1700 Karten abgesetzt. Mindestens 5000 Zuschauer werden erwartet. „Bei nur 4000 pfeifen wir erst gar nicht an“, grinst Kleinhenz. Die Leute sollten etwas eher kommen, damit es um 19 Uhr püntlich los gehen kann. Lucas Zeller, Joshua Endres und Leonard Langhans dürften zurück kehren, auch Julian Kudala trainiert wieder.
Spieltagsgesicht gegen die Bayern ist Defensivmann Thomas Meißner, weshalb alle Einwohner aus Donnersdorf umsonst auf einen Stehplatz können. Den Medienvertretern jedoch wurde mit Nick Doktorczyk ein Nachwuchsspieler präsentiert. Der 19-Jährige, der aus dem Nachwuchs der Würzburger Kickers stammt, sammelt als Einwechselspieler immerhin bereits die Erfahrung von einem Dutzend Kurzeinsätzen, zuletzt in Nürnberg und Burghausen. Kurioser Weise stand er fast immer auf dem Rasen, wenn die Schweinfurter siegten. Nur in Aubstadt nicht. Dazu kommen vier Teilnahmen an Pokalspielen, wo in Bamberg diese fast weiße Weste befleckt wurde.
„´Doc´ hat wie viele unserer jungen Spieler Geduld, aber auch brutalen Ehrgeiz. Er hat zwei gute Füße, ich traue ihm absolut zu, dass er die nächsten Jahre bei uns eine tragende Säule sein kann“, lobt der Trainer den Innen- und Außenverteidiger, den Marc Reitmaier nach Schweinfurt lockte. „Hier konnte ich auf Regionalliga-Niveau trainieren und das mit der Schule vereinbaren“, sagt Doktorczyk. Die Kickers zeigten ihm damals keinen Weg auf. Sein Abitur hat er mittlerweile.
Und plant ab Herbst ein noch nicht definiertes Studium. Aktuell sind Playstation und Basketball seine Ausgleichs-Leidenschaften. In Zell am Main wohnt er, der außergewöhnliche Nachname hat mit Vorfahren aus Schlesien zu tun. Bereit für die 3. Liga wäre Nick Doktorczyk, Spielpraxis woanders zu sammeln könnte freilich auch ein Thema werden. Sein bisheriger Höhepunkt im Sachs-Stadion: Rund eine halbe Stunde auf dem Rasen beim Sieg gegen Buchach.
Damit es am Freitagabend, den 2. Mai, beim Derby Schweinfurt 05 gegen die Würzburger Kickers um noch was geht, sprich: Die Bude richtig voll wird, müssen die Schnüdel eigentlich mindestens einmal patzen: Donnerstagabend zuhause oder am Freitag danach bei Viktoria Aschaffenburg. Oder um die Konstellation ins Positive zu drehen: Der FC 05 hätte es weiter in der Hand. Eine Niederlage gegen die Bayern hätte zur Folge, dass die Luft gegen die Rothosen definitiv brennen würde beim Heimspiel darauf. Da dann Meisterschaft und Aufstieg klar zu machen, das wäre der Wunschtraum vieler Fans. Der Weg aber zu Liga 3 ist noch relativ weit. Jedoch ist er längst geebnet und gut begehbar.

