LANDKREIS WÜRZBURG – Der Landkreis Würzburg baut die Nutzung von erneuerbaren Energien an seinen Liegenschaften aus. Der Ausschuss für Bauen, Verkehr und Infrastruktur hat in der vergangenen Sitzung einstimmig den Beschluss gefasst, insgesamt vier neue Photovoltaikanlagen auf Gebäuden des Landkreises installieren zu lassen.
Die Anlagen sollen auf dem Dach der Führerschein- und Zulassungsstelle am Hauptsitz des Landratsamts in der Würzburger Zeppelinstraße (30 kWp), auf der Sporthalle des Deutschhaus-Gymnasiums in Würzburg (60 kWp), auf dem Dach der Realschule am Maindreieck Ochsenfurt (100 kWp) sowie einem Dienstgebäude der Landkreisverwaltung in Ochsenfurt (15 kWp) errichtet werden.
Im Zuge der drei großen Baumaßnahmen des Landkreises sind auf dem Neubau der Förderschule in Gaukönigshofen, dem Anbau der Realschule Höchberg und dem Gebäude der Förderschule in Höchberg weitere PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 145 kWp geplant.
PV-Anlagen mit Speicher erhöhen Anteil der Eigennutzung
Als Grundlage für die Entscheidung dienten unter anderem die positiven Erfahrungen der bereits bestehenden Anlage auf dem Gebäude des Bauamts am Hauptstandort des Landratsamtes in Würzburg, die seit März 2024 betrieben wird. Gefördert durch das Bayerische Familienministerium konnte auch bei der energetischen und barrierefreien Sanierung des Jugendhauses Leinach eine Photovoltaikanlage installiert und im Dezember 2023 in Betrieb genommen werden. Alleine durch diese beiden Anlagen konnten 2024 rund 20.000 Euro an Stromkosten eingespart werden.
Mit den neuen Anlagen an den beiden Schulstandorten soll mithilfe von Speichertechnik der Eigenverbrauch von selbst produzierter Energie deutlich erhöht und so pro Anlage zum Teil fünfstellige Beträge an Stromkosten pro Jahr eingespart werden. An der Realschule in Ochsenfurt profitiert man besonders wegen der hohen Grundlasten unter anderem für den Betrieb des Hallenbads sowie von Klima- und Lüftungsanlagen. Bei der Sporthalle am Deutschhaus-Gymnasium soll sogar eine Eigenversorgung von mehr als 50 Prozent des Verbrauchs erreicht werden.
Investitions- und Wartungskosten würden sich bei der größten Anlage auf der Realschule in Ochsenfurt bereits nach sieben Jahren amortisieren, rechnete der Leiter des zentralen Fachbereichs Kreiseigene Schulen, Liegenschaften, Straßen und Hochbau Jan Weber vor. Bei den anderen Anlagen würden sich die Investitionen nach elf, 14 oder 18 Jahren rechnen. Bei einer angenommenen wirtschaftlichen Nutzungsdauer von 20 Jahren würden sich also früher oder später alle Investitionen lohnen, zudem mache sich der Landkreis ein Stück weniger abhängig von den Strompreisen am Markt.
„Gerade in der aktuell angespannten Haushaltslage müssen wir Investitionen besonders sorgfältig auf den Prüfstand stellen“, betonte Landrat Thomas Eberth. Mit Blick auf das in den vergangenen Jahren gewachsene Defizit dürfe man lohnende Investitionen jedoch nicht kategorisch ausschließen. „Diese Investitionen in erneuerbare Energien sind zum jetzigen Zeitpunkt eine Mehrbelastung. Mittelfristig spart der Landkreis damit aber bares Geld. Ganz unabhängig davon kommen wir unseren Plänen hin zu einer klimafreundlichen Verwaltung ein gutes Stück näher“, so Eberth
Stromverbrauch im Landkreis Würzburg zu knapp 90 Prozent in Eigenversorgung
Der Ausbau von Quellen für erneuerbare Energien ist eine von insgesamt 33 Maßnahmen, die die Landkreisverwaltung in der Erstellung eines eigenen Energiekonzeptes im Jahr 2013 aufgesetzt hat. Im Zuge dessen wurden bislang unter anderem Verbrauch und Beschaffung in der Landkreisverwaltung energieeffizienter gestaltet, Energieprojekte mit den Schulen und Kommunen sowie verschiedene Beratungsangebote geschaffen. So wurden etwa in Kooperation mit der Verbraucherzentrale bereits eine Vielzahl an Energieberatungen zu Häusern und Wohnungen der Bürgerinnen und Bürgern durchgeführt oder Informationsveranstaltungen zur Wärmewende ausgerichtet. Zur Verbesserung der Energieeffizienz in kommunalen Liegenschaften gibt es regelmäßig Hausmeisterschulungen. Um die Mobilitätswende zu unterstützen, wird unter anderem der Radwegebau gefördert und den Mitarbeitenden ein Mitfahrportal zur Verfügung gestellt. Erst im Juli 2023 hat der Kreistag die Fortschreibung dieser Entwicklung fraktionsübergreifend mit einer Resolution bekräftigt. Demnach soll die Energieversorgung im Landkreis zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umgestellt werden.
Und die Entwicklung bezogen auf das gesamte Landkreisgebiet ist bereits weit fortgeschritten, wie die Zahlen des Energiemonitors des Stromnetzbetreibers bayernwerk netz zeigen. Bürgerinnen und Bürger können seit Juni 2022 unter https://energiemonitor.bayernwerk.de/wuerzburg-landkreis den aktuellen Stromverbrauch und die Einspeisung, aufgeteilt auf die unterschiedlichen Arten erneuerbarer Energien, in der Region ablesen. Rein rechnerisch war der Stromverbrauch im gesamten Landkreis Würzburg in den vergangenen fast drei Jahren zu 89 Prozent durch Eigenversorgung gedeckt. In der Gesamtstatistik wurden an drei von vier Tagen mehr Strom in der Region erzeugt, als verbraucht wurde.
Auf den Fotos:
- Das Jugendhaus in Leinach ist eine von mehreren Liegenschaften des Landkreises Würzburg, auf denen in den vergangenen Jahren Photovoltaikanlagen installiert wurden. In den kommenden Jahren will die Landkreisverwaltung die Stromerzeugung mithilfe von erneuerbaren Energien ausbauen.
Foto: Tobias Kiesekamp - Auch auf den Ämtergebäuden in Würzburg befinden sich Photovoltaikanlagen; Im Bestand befinden sich derzeit Anlagen mit einer Gesamtleistung von 122,7 kWp (Stand März 2025). Mit weiteren Anlagen unter anderem auf Schulgebäuden in Würzburg, Ochsenfurt, Höchberg und Gaukönigshofen will der Landkreis in den kommenden Jahren seinen Bestand auf insgesamt mehr als 470 kWp erweitern.
Foto: Tobias Kiesekamp

