BAD KÖNIGSHOFEN – Zum ersten Mal in der TTBL-Saison 2024/25 der Tischtennis-Bundesliga finden am letzten Spieltag alle Begegnungen zur selben Zeit statt: Diesen Samstag um 18 Uhr. Da empfängt der Tabellendritte TSV Bad Königshofen (28:14 Punkte) den Fünften 1. FC Saarbrücken TT (26:16), amtierender europäischer Champions League Sieger mit dem besseren Spiel-Verhältnis (+9 zu +10).
Spannender hätte kein Regisseur die Situation im Kampf um die Play-Offs, das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft, gestalten können. Wer gewinnt, ist drin in den Top 4, wer verliert draußen. Der TTC Fulda-Maberzell als Vierter (26:16/+12) muss seine Position beim Auswärtsspiel in Mühlhausen verteidigen. Gelänge dagegen den Thüringern ein Sieg, wären die Königshöfer auch bei einer Heimniederlage in den Play-Offs. Die Handys werden also heiß laufen.
Doch egal, wie es für den TSV ausgeht: Es war so oder so eine hervorragende Saison. Nach Platz 3 in der vergangenen waren die Erwartungen an diese Runde eher gedämpft ob des personellen Aufrüstens aller Konkurrenten mit weiteren Weltklassespielern. Deshalb hatte man sich zunächst nur den Klassenerhalt vorgenommen. Doch von Beginn an lief es besser als gedacht, spielte man immer eine Rolle im Kampf um die Top 4. Nur ein Mal war man Fünfter, ansonsten immer auf einem der begehrten Play-Off-Plätze.
Von daher wäre es schon makaber, wenn man ausgerechnet am letzten Spieltag die Zugehörigkeit zur Elite des deutschen TT-Mannschaftssports verspielen würde. Eigentlich hätte man sich diese Bedenken ersparen und alles vorzeitig klarmachen können. Wer gegen den Tabellenführer TTF Ochsenhausen zweimal und auch in Saarbrücken gewinnt, muss eigentlich nicht entscheidende Punkte daheim gegen Teams vom Tabellenende wie Grenzau, Bad Homburg und Grünwettersbach liegen lassen. Über welche Moral und Zusammenhalt die TSV-Truppe aber verfügt, zeigt, dass sie nach den Niederlagen am sechsten und siebten Spieltag daheim gegen Grenzau und in Grünwettersbach wie Phönix aus der Asche aufstand, anschließend in Saarbrücken und in Bremen gewann.
Dennoch muss man sich selber an die Brust klopfen. Hin und wieder profitierte man auch vom unberechenbaren Aufstellungspoker des Gegners. Andererseits könnte gerade dieses Phänomen der TTBL den Königshöfern in der entscheidenden Phase das Genick brechen. Bezeichnend ist, dass man selber die ganze Saison mit den vier Spielern Jin Ueda, Bastian Steger, Filip Zeljko und Martin Allegro auskommen musste und auskam. Vergleichbares war bei keiner anderen Mannschaft der Liga zu beobachten. Die meisten konnten mit fünf, sechs und mehr Spielern im Kader jonglieren.
Hinzu schlich sich durch das Bekanntwerden, dass keiner absteigt, eine Art Wettbewerbsverzerrung ein. Davon freizusprechen ist der ASC Grünwettersbach. Obwohl es für ihn nur um die Goldene Ananas ging, brachte er zum vorletzten Spiel nach Bad Königshofen seinen Topspieler Yan-Cheng Huan aus Taiwan mit, der bis dahin nur ein Einzel bestritten hatte. Genau der spuckte Ueda und Co. mit zwei Einzel-Siegen gehörig in die Suppe.
Ganz anders Borussia Dortmund. Der BVB reiste zwei Tage später zu Bad Königshofens Konkurrenten TTC Fulda Maberzell mit Spielern seiner zweiten bzw. dritten Mannschaft (Berglund, Klein und Helbig) an, ließ Anders Lind, Yongyin Li, Cedrik Nuytinck und Erik Bottroff zuhause. Was dabei herauskam, war an Peinlichkeit nicht zu überbieten: Das kürzeste Spiel in der Geschichte der TTBL mit 49 Minuten effekiver Spielzeit. Fulda gewann 3:0 mit 9:0 Sätzen und 99:41 Punkten. Bewerten kann das jeder wie er will. Nachzuvollziehen ist, wenn jemand an Image-Schaden für Borussia Dortmund, die TTBL und die Sportart denkt. Aber es verhalf Fulda mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Play-Off-Teilnahme.
Etwas weniger auffällig kam der 3:2-Sieg des anderen Konkurrenten der Königshöfer Saarbrücken in Bergneustadt, ebenfalls am vorletzten Spieltag, zustande. Dort verzichtete man im Einzel auf einen Einsatz des Bergneustädter Vize-Europameisters Benedikt Duda. Kanak Jha machte Ernst, gewann beide Einzel. Romain Ruiz auch: Er hätte sein Team mit 2:0 und vier Matchbällen in Führung bringen können, vergab sie aber. Im Doppel griffen Duda und Rassenfosse doch noch ein – und verloren 0:3. Beide haben spezielle Erinnerungen an ihre Niederlage in Bad Königshofen.
Gewiss ist niemand verpflichtet sein Bestes zu geben, wenn es ihm weder nützt noch schadet. Es ist regelkonform, hat aber ein Geschmäckle. Doch vermeiden hätte man dieses Szenario selber können, wenn der TSV seine zwei Matchbälle gegen Grünwettersbach genutzt hätte. Oder Mühlhausen hilft oder man gewinnt einfach gegen Saarbrücken. Dann können die anderen spielen wie sie wollen. Viele Gesprächsmöglichkeiten mit den TSV-Spielern sowie Snacks und Getränke unten in der Arena gibt es hinterher so oder so – für alle und kostenlos.
Text und Fotos: Rudi Dümpert für www.mainfranken.news
Die Shakehands-Arena dürfte bei diesem Match wohl ausverkauft sein. Eventuelle Resttickets gibt´s vielleicht an der Abendkasse oder auch hier: Buchbar jetzt unter: https://www.reservix.de/tickets-tsv-bad…/e2338743 – nach dem Spiel wird Kilian Ort als Spieler verabschiedet. Das 28 Jahre alte Eigengewächst musste aus gesundheitlichen Gründen seine Karriere vorzeitig beenden. Es wird also auf alle Fälle am Ende emotional zugehen. Mal sehen, ob die Spieler – so wie auf den Fotos – mit dem Publikum jubeln können…


