BAD KÖNIGSHOFEN – Der TSV Bad Königshofen ist sich treu geblieben, was seine Siege gegen die Top-Teams der Liga einerseits und die Niederlagen gegen das Trio am Tabellenende andererseits betrifft. Der Dritte verlor, wie schon das Hinspiel, auch das Rückspiel (1:3) gegen den ASC Grünwettersbach.
Für den es um nichts mehr ging. Was umso mehr Respekt verdient, wie motiviert und sportlich die Truppe aus Karlsruhe in der Shakehands-Arena aufspielte – und völlig verdient Spielgewinner und Spielverderber zugleich war. Während für die Königshöfer der Traum vom vorzeitigen Einzug ins Play-Off-Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft platzte. Er ist aber noch nicht ausgeträumt und kann im finalen TTBL-Hauptrundenspiel am 29. März gegen den 1. FC Saarbrücken noch realisiert werden.
Erstaunlich ist überdies, dass Gäste-Coach Achim Krämer den Nationalspieler Ricardo Walther nur als Ersatzmann nominierte. Ebenso, dass der junge Taiwanese Yan-Cheng Huang, der in dieser Saison erst ein Match bestritten hatte, für dieses Spiel extra eingeflogen wurde und als Einser mit zwei Einzelsiegen der Erfolgsgarant wurde. Den Schlüssel zum Sieg gefunden zu haben, beanspruchte hinterher aber der Italo-Brasilianer Rafael Turrini für sich. Auch er kam in dieser Runde zuvor erst drei Mal (0:3 Bilanz) zum Einsatz.
Eine Entscheidung würden die Gastgeber, hätten sie bei der Aufstellung noch einmal die Wahl, gewiss anders treffen. Natürlich ist es Pech, wenn der Topspieler Jin Ueda, der schon fast alle Größen dieser Liga besiegen konnte, gesundheitlich angeschlagen in diese Partie musste. Einerseits hat man für solche Fälle einen Ersatzmann Martin Allegro. Und andererseits hätte er, wenn nicht an eins spielend, wenigstens nur ein Spiel verloren, so aber zwei. Das gab´s erst ein Mal bei ihm überhaupt.
Für Nicht-Eingeweihte war sein Auftaktmatch gegen Rafael Turrini nämlich eine gemähte Wies´n. Erst recht, als er im ersten Satz bis 10:5 ganz klar Chef im Ring war, sich dann aber zum 11:8 rettete. Im Nachhinein betrachtet, deutete sich hier schon die Wende an, wusste Turrini, wo jener Schlüssel zu finden ist. Mit Beginn des zweiten Durchgangs übernahm er das Ruder und gab es nicht mehr her. Was er nun denn anders gemacht habe?
So ist eben Tischtennis, manchmal unerklärbar, wenn kleine Stellschrauben am System geringfügig verändert werden. In dieser Situation noch ein kräftemäßig sichtbar nachlassender Jin Ueda, der schon so manche Kastanien für den TSV aus dem Feuer geholt hat. Wenn auch die Sätze drei und vier jeweils knapp mit 9:11 an Grünwettersbach gingen: Es war ein verdienter Sieg für Turrini.
Der vermeintlich leichteste, fest eingeplante erste Punkt war schon mal über Bord. Bei den TSV-Fans gingen die Augenbrauen hoch und manche Stirn warf sich in Falten. Würde Filip Zeljko ausgerechnet gegen dieses unbeschriebene Blatt aus Taiwan die Wende einleiten können, der mit 0:1-Bilanz noch kein einziges TTBL-Spiel gewonnen hatte? Der ASC ohne Apolonia und ohne Walther, dafür mit diesem begnadeten Talent! Tipps und Prognosen der Fans wurden jetzt schon gekippt. Und Filip konnte daran nichts ändern. Das Mentalitäts-Monster aus Kroatien drückte das Gaspedal zwar durch bis aufs Bodenblech. Doch mit dem variableren Spielsystem, weitaus geringerer Fehlerquote und höherer Qualität drückte Huang diesem Match den Stempel auf und gewann es auch in dieser Höhe völlig verdient.
Nun lag also die ganze Last auf den Schultern von Bastian Steger, der diesen Mittwoch seinen 44. Geburtstag feiert. Er rief all das ab, was er in den letzten 26 Profijahren an Erfahrung gesammelt hatte. Sein Gegner, der Franzose Leo de Nodrest, hatte zuvor sieben seiner zehn Niederlagen gegen die Einser des Gegners bezogen, fünf Mal gewonnen. Dass der Linkshänder und Brillenträger ein gestandener TTBL-Spieler ist, stellte er im ersten Satz unter Beweis, den er mit 11:8 für sich entschied – womit ein frühes Ende des Sportnachmittags drohte.
Doch der TSV-Basti glich aus, gewann erst den zweiten von neun Sätzen bis dahin. Und er entschied auch Durchgang drei und vier für sich. Der Ballwechsel im vierten Satz zum 7:3 für Steger – unser Bild zeigt ihn beim einzigen Jubel der Hausherren am Sonntag – wird ganz sicher bei jedem Saisonrückblick in den Top 3 geführt werden. Es war eine Rallye mit gefühlt mehreren zig Schlägen, mit Steger in der defensiven Rolle, aber auch dem besseren Ende.
Im Spiel 4, dem Einser-Duell, sah Ueda zwei Sätze lang wie der sichere Verlierer aus. Doch dann wandelte sich das Drama zum Krimi. Er holte sich den dritten mit 17:15, wehrte dabei drei Gesamt-Matchbälle ab und den vierten mit 11:5. Dann war er mit den Kräften völlig am Ende und gratulierte Yan-Cheng Huang zum Sieg.
In der Tabelle können Fulda und Saarbrücken am Dienstag und Mittwoch mit jeweils Siegen gegen Dortmund und in Bergneustadt bis auf zwei Punkte an Bad Königshofen heran kommen. Und dann entscheidet der finale Spieltag: Fulda in Mühlhausen, Bad Königshofen gegen Saarbrücken: Einer aus diesem Trio wird auf den Top-Vier fallen, die danach das Play-off-Halbfinale um die Deutsche Meisrtschaft bestreiten. Das Endspiel zwischen den beiden Siegern steigt dann am 15. Juni in der Süwag Energie ARENA Frankfurt.
Tischtennis-Bundesliga: TSV Bad Königshofen – ASC Grünwettersbach: 1:3
Jin Ueda – Rafael Turrini 1:3
(11:8/8:11/9:11/9:11)
Filip Zeljko – Yan-Cheng Huang 0:3
(4:11/8:11/9:11)
Bastian Steger – Leo de Nodrest 3:1
(8:11/11:5/11:7/11:4)
Ueda – Huang 2:3
(4:11/7:11/17:15/11:5/3:11)
Oberschiedsrichter: Roland Vogt
Zuschauende: 681
Text und Foto: Rudi Dümpert für www.mainfranken.news