MÜNCHEN / SCHWEINFURT – Letzter gegen Erster, 16 Punkte treffen auf 52, vier Saisonsiege auf 16: Die Favoritenrolle ist klar verteilt, wenn am Wochenende die Schweinfurter Schnüdel bei Türkgücü München antreten müssen. Um 14 Uhr in Heimstetten, das ist seit Mittwoch nun klar.
Doch der Tabellenführer der Fußball-Regionalliga ist gewarnt: Der Letzte gewann jahresübergreifend drei seiner fünf Partien, siegte beim FC Augsburg 2, gegen Greuther Fürth 2 und zuletzt in Bamberg jeweils ohne Gegentor. Davor und dazwischen freilich entführten Vilzing, Aubstadt und Buchbach jeweils relativ locker alle drei Punkte aus dem Dante-Stadion.
2:0 gewann der FC 05 Anfang September 2024 das erste Duell. Martin Thomann und Michael Dellinger trafen damals. Unser eines Bild zeigt Thomanns Elfmeter zur Führung. Damals noch nicht dabei: Zahlreiche nachverpflichtete Akteure wie der inzwischen 32 Jahre alte Amar Cekic, der von 2019 bis 2022 für die Schnüdel auflief, der danach mit Freiberg (Regionalliga Südwest), Landsberg (Bayernliga Süd) und dem SV Pars Neu-Isenburg (Verbandsliga Hessen) drei weitere Vereine als Zwischenstation ansammelte. Ein klassischer Wandervogel…
Als solchen kann man Lucas Zeller sicher nicht bezeichnen. Hoffenheim 2, Erfurt und eben Schweinfurt 05 stehen auf der Erwachsenen-Liste des 24-Jährigen, der 2022/23 als Stammspieler 29 Mal für den FC 05 auflief, der zwei seiner drei Tore gegen die Würzburger Kickers erzielte, der in der Folgesaison sogar 30 Mal für die Thüringer spielte, elf Mal in dieser Runde, ehe im Winter der Rückruf aus Schweinfurt kam, in erster Linie weil sich Kevin Frisorger schwer verletzt hatte.
Zeller stammt aus Frankfurt, fing beim Stadtteilverein SC Goldstein 1951 e.V. an, der unweit des großen Stadions beheimatet ist. Danach ging´s zum JFC Frankfurt, der aus der Fußballschule von Charly Körbel hervor ging. Kurioser Weise wechselte er dann nach Offenbach, allerdings zur SG Rosenhöhe dort, ehe Wehen-Wiesbaden rief und die U19 von Hannover 96 mit dem Fußball-Internat.
Hoffenheim war Lucas Zellers erste Station im Herrenbereich, ehe es für ihn nach Schweinfurt ging. Ein Verein wie die Offenbacher Kickers kam für ihn als Eintracht-Fans („das wäre blöd gewesen…“) nicht in Frage. Zeller, der bis heute voll auf die Karte Fußball setzt, entschied sich dann für den Abschied vom FC 05, als die Umstellung zum Amateurbetrieb erfolgte. Diese Saison zeichnete sich ab, dass Erfurt nicht ganz oben landen wird. „Lok Leipzig ist schon zu weit weg, da war die Luft raus“, sagt er. Sein im Sommer auslaufender Vertrag wäre zwar vielleicht verlängert wurden. Aber dann rief eben der FC 05 – und ihn zurück. Nun wohnt er in der Innenstadt, konzentriert sich auf den Fußball, ist trotzdem in 90 Minuten auch schnell mal zuhause im alten Umfeld, wenn ihm danach ist.
Nationalspieler Maximilian Beier, heute in Dortmund und am Mittwoch Matchwinner in der Champions League, oder Luca Philipp, der Nationalkeeper Oliver Baumann schon mal vertreten hat, sind zwei der früheren Weggefährten in Hoffenheim, die es zu Höherem schon geschafft haben. Erlebt hat Lucas Zeller trotzdem auch schon so einiges. Das Derby in Jena mit Erfurt vor 15.000 Zuschauern oder sein Ausgleich für den FC 05 in letzter Minute gegen Buchbach. Sportlich trainiert er gerne im Gym oder spielt Padel-Tennis. Damit ist vieles über ihn erzählt. Über allem steht der Wunsch vom Aufstieg in die 3. Liga. Sein Vertrag läuft bis 2026.
„Bei TürkGücü wird´s eklig, die spielen mit breiter Brust“, befürchtet er. „In der Liga kann jeder jeden schlagen“, bestätigt Trainer Victor Kleinhenz. Vor ungewohntem Besuch am Mittwoch bei der Pressekonferenz, zu der vom örtlichen Radiosender eine Kindergruppe mitgebracht wurde. Die stellte fleißig Fragen. Unter anderem die, woher der Name Schnüdel kommt… Und weshalb Andreas Brendler als sportlicher Leiter aufhört. Der Posten soll nicht neu besetzt, die Aufgaben bei einer Umstrukturierung geteilt werden. Marcel Kühler spielt dabei eine größere Rolle.
Als linker Außenverteidiger vertrat Lucas Zeller gegen Illertissen den fehlenden und nun wieder genesenen Nils Piwernetz. Also könnte es für den Frankfurter wieder nach innen gehen, seine Lieblings-Position. In Heimstetten wird Joshua Endres nicht dabei sein. „Ihn hat es richtig zerlegt“, sagt Kleinhenz. Krank war bis Mittwoch auch Mike Dellinger. Kevin Frisorger kehrte zurück ins Lauftraining.
Nach dem tollen Sieg bei Bayern München folgte der Rückschritt in Fürth. Nach dem Erfolg gegen Illertissen soll nun der Anschlusssieg gelingen. „Allerdings ist TürkGücü München kein klassischer Letzter. Meine Spieler wissen das. Wir werden sie nicht unterschätzen. Im Gegenteil“, sagt der Schweinfurter Trainer. Nach der Übungseinheit am Freitag geht es mit dem Bus in den Süden. Übernachtung vor Ort. So, wie das ein Profiteam halt macht, das der FC 05 bald in der 3. Liga bald wieder an den Start bringen will.
Und, ach ja: Aus den sieben Punkten Vorsprung könnten sogar zehn werden. Über den den Gang an das OLG Nürnberg, um die drei Zähler der Partie bei Schwaben Augsburg zurück zu bekommen, berichtet www.mainfranken.news in einem eigenen Beitrag.

