MAINFRANKEN – Seit Mitte Januar ist es amtlich: Die deutsche Wirtschaftsleistung ist 2024 das zweite Jahr in Folge gesunken. Auch für 2025 ist keine Trendumkehr in Sicht, denn die wesentlichen Rahmenbedingungen und Herausforderungen haben sich kaum verändert.
Auch die mainfränkische Wirtschaft kann sich diesem Trend nicht entziehen. Der IHK-Konjunkturklimaindex, das Stimmungsbarometer der mainfränkischen Wirtschaft, verharrt bei 97 Punkten und unterschreitet damit erneut die Wachstumsschwelle von 100 Punkten.
„Die mainfränkische Wirtschaft scheint in der Stagnationsfalle gefangen zu sein. Wir kommen einfach nicht vom Fleck; ein konjunktureller Aufschwung ist nach wie vor nicht in Sicht“, fasst IHK-Präsidentin Caroline Trips die Ergebnisse der Konjunkturanalyse zusammen. Diese Entwicklung sei auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen, insbesondere aber auf konjunkturelle und strukturelle Belastungen, den zunehmenden Wettbewerb für die exportorientierte Industrie, nicht wettbewerbsfähige Energiepreise, eine ausufernde Bürokratie sowie die unsicheren wirtschaftspolitischen Aussichten – nicht zuletzt durch die Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten sowie die bevorstehende Bundestagswahl Ende Februar.
Dienstleistungsbranche ist einmal mehr das Zugpferd
Ein Blick ins Detail: Rund acht von zehn Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut (26 Prozent) oder befriedigend (53 Prozent), etwa jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) ist unzufrieden. Damit hat sich die Geschäftslage gegenüber der Vorumfrage im Herbst zwar leicht verbessert und klettert auf fünf Punkte. „Das mag auf den ersten Blick erfreulich erscheinen, allerdings ist der Trend seit Herbst 2021 stark rückläufig – damals lag der Saldo bei 44 Punkten“, gibt Trips zu bedenken. Die Konsumzurückhaltung sowie die schwache Auftragslage aus dem In- und Ausland würden zunehmend ihre Spuren hinterlassen. Besonders betroffen seien das Baugewerbe und die Industrie, die mehrheitlich über schlechte Geschäfte klagen. Der Handel melde eine leichte Verbesserung auf eher niedrigem Niveau. Zugpferd der mainfränkischen Konjunktur bleibe einmal mehr der Dienstleistungssektor.
Aktuell keine Hoffnung auf Trendumkehr
Die mainfränkischen Unternehmen gehen derzeit nicht davon aus, dass das Jahr 2025 die konjunkturelle Trendwende bringen wird. Mit 59 Prozent rechnet die Mehrheit mit ähnlichen Geschäften wie zuletzt, allerdings überwiegen seit nunmehr drei Jahren die Pessimisten (26 Prozent) gegenüber den Optimisten (15 Prozent). „Das ist die längste Negativphase bei den Geschäftserwartungen seit der Jahrtausendwende und zeigt, wie ernst die aktuelle Lage für unsere Wirtschaft ist“, so die IHK-Präsidentin. Impulse aus dem Inland seien im Jahresverlauf nicht zu erwarten, das Auslandsgeschäft scheine sich dagegen zu stabilisieren. Trips sieht darin zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer, insbesondere für die exportorientierte Industrie.
Die aktuellen Rahmenbedingungen bieten laut Trips nach wie vor keine stabile Basis für Investitionen – obwohl diese gerade in Zeiten des Umbruchs enorm wichtig seien. Nur jeder fünfte Betrieb will mehr Geld in die Hand nehmen, jeder vierte weniger und immerhin 17 Prozent planen gar keine Investitionen. Hauptmotiv ist die Ersatzbeschaffung, mit großem Abstand folgen Umweltschutz und Rationalisierung. „Die Motive stehen nicht für Aufbruch und Fortschritt, sondern eher für Stillstand, wenn nicht sogar Rückschritt. Wir haben einen enormen Investitionsstau und stehen zugleich vor großen Herausforderungen, die eigentlich massive Investitionen erfordern. Hier muss die Politik umgehend gegensteuern, die Wirtschaft braucht wettbewerbs- und zukunftsfähige Standortbedingungen.“
Maßnahmenkatalog für die neue Bundesregierung
„Strukturreformen und wirtschaftspolitische Verlässlichkeit sind das A und O für neues Wachstum“, erklärt Trips. Mit dieser Kernbotschaft legen die bayerischen IHKs rund einen Monat vor der Bundestagswahl nun auch ihren Forderungskatalog vor. „Wir können uns keinen Stillstand mehr leisten, die Stabilisierung unserer Wirtschaft muss vom ersten Tag an ganz oben auf der Prioritätenliste stehen“, appelliert Trips an die künftige Bundesregierung. Ein Bündel erfolgversprechender Maßnahmen liege bereits auf dem Tisch: Energiekosten senken, Steuern investitionsfreundlich gestalten, Auflagen und vielfältige Dokumentations- und Berichtspflichten abbauen, Planungs- und Genehmigungsverfahren zügig vereinfachen. „Das alles bedeutet: Wir müssen die Standortbedingungen nachhaltig verbessern und damit die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen erhöhen.“
Alle detaillierten Forderungen der bayerischen IHKs zur Bundestagswahl 2025 stehen online unter: www.wuerzburg.ihk.de/bundestagswahl-2025
Die Befragung wurde im Zeitraum vom 7. bis 16. Januar 2025 durchgeführt. Von 783 befragten Unternehmen haben sich 252 beteiligt. Die vollständigen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage mit ausführlicher Branchenauswertung finden Interessierte online unter: www.wuerzburg.ihk.de/konjunktur