GRETTSTADT – Markus Söder war kurzfristig krank und ließ sich entschuldigen. Beim Neujahrsempfang der CSU und JU im Wahlkreis Schweinfurt-Kitzingen in der Halle des TSV Grettstadt vertrat am Sonntagabend der Leiter der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien Dr. Florian Herrmann den Ministerpräsidenten.
Vor dem Vereinsgelände warteten zahlreiche Menschen – eigentlich auf Söder. Aber sie waren froh, dass sich auch Herrmann sowie die Gastgeber um die Bundestagsabgesordnete Dr. Anja Weisgerber ein paar Minuten Zeit nahmen im Dunkeln und sich die Sorgen anhörten.
Es geht um die Beschäftigten im Kaufland Lager in Donnersdorf. Das Unternehmen hat verkündet, wieder auf Werksarbeitnehmer zu setzen. Was dazu führt, dass 350 Mitarbeitenden gekündigt werden soll. Die Resolution des Betriebsrates und ver.di bekam nun eben Florian Herrmann überreicht – mit der Bitte, an den Ministerpräsidenten weiterzuleiten… Er hat´s versprochen, dass er´s machen wird…
Hier der Brief im Original-Wortlaut:
An Ministerpräsident
Dr. Markus Söder
Bayerische Staatskanzlei
Franz-Josef-Strauß-Ring 1
80539 München
Resolution des Betriebsrates und ver.di gegen die geplante Massenentlassung im Kaufland Lager in Donnersdorf
Sehr geehrter Herr Dr. Markus Söder,
die Beschäftigten im Kaufland Lager in Donnersdorf sind in einer dramatischen Situation. Das Unternehmen hat verkündet wieder auf Werksarbeitnehmer zu setzen und das führt dazu das 350 Mitarbeitende gekündigt werden sollen. Dagegen setzt der Betriebsrat mit seinen Kolleginnen und ver.di die Kraft der Solidarität, die unsere Kolleginnen im Kampf für ihre Arbeitsplätze jetzt brauchen. Wir wollen und werden uns nicht mit diesem Kahlschlag abfinden!
Kündigungen in Donnersdorf verhindern!
Hier im Lager sind rund 500 Kolleg*innen beschäftigt. Das ist der einzige Lagerstandort von Kaufland der ausschließlich Nonfood-Waren lagert und von dort aus rund alle 800 Kaufland Filialen in Deutschland beliefert werden.
Im Jahr 2012 gab es u.a. bei Kaufland bundesweite Ermittlungen der Zollbehörden, da die Abgrenzung zwischen der Tätigkeit von Beschäftigten bei Kaufland und Werksarbeitsfirmen nicht sauber geregelt war. Es wurden mehrere Millionen Euro Bußgeld von Kaufland gezahlt und die prekären Werksarbeitsverträge wurden beendet. Die Werksbeschäftigten wurden zu tariflich Beschäftigten von Kaufland und endlich vernünftig bezahlt.
Ende letzten Jahres hat die Unternehmensleitung Überlegungen angestellt reguläre Tätigkeiten im Lager wieder durch Werksverträge erbringen zu lassen. Dies hat den Betriebsrat sehr verwundert, da die Geschäftsführung zu keiner Zeit vorher von Problemen bei der Warenversorgung der Filialen die Rede war. Wir haben uns mehr als kooperativ gezeigt, um die Kündigungen durch die Einführung von Werksarbeit zu verhindern und uns bereit erklärt die ohnehin schon flexiblen Arbeitszeitmodelle weiter an den Bedarf von Kaufland anzupassen. Das alles ignoriert Kaufland und setzt hier zum Kahlschlag an.
Viele der Kolleg*innen werden dadurch ihre tariflich gut bezahlten und abgesicherten Jobs verlieren. Es ist nicht so, dass die Arbeit weggefallen ist. Es gehört zu den Kernaufgaben eines Logistikzentrums die Waren an die Kunden, hier die rund 800 Filialen von Kaufland in Deutschland, zu verteilen. Diese Aufgaben an externe Subunternehmen auszugliedern, widerspricht unserer Ansicht nach dem Betriebszweck und sollte grundsätzlich verboten sein.
Kaufland tauscht die Beschäftigten einfach aus wie alte Maschinen gegen neue Maschinen. Das ist ein Skandal!
Unsere Forderung geht an Sie und die politischen Entscheidungsträger in Bayern und im Bund, alles Mögliche für den Erhalt der Arbeitsplätze zu tun und diese Form von Werksarbeit abzuschaffen!
Wir kämpfen gemeinsam mit unserer Gewerkschaft ver.di um jeden Arbeitsplatz in Donnersdorf. Hinter jeder Kollegin, hinter jedem Kollegen steht eine Familie und deren Existenz!
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Krampe
Betriebsratsvorsitzender
VZ Donnersdorf