„Berechtigte Kritiken aufnehmen und nachsteuern!“: Die Bus fahrende Fraktion der Linken testete das Stadtnetz 2.0 und sieht Verbesserungsbedarf

„Berechtigte Kritiken aufnehmen und nachsteuern!“: Die Bus fahrende Fraktion der Linken testete das Stadtnetz 2.0 und sieht Verbesserungsbedarf

SCHWEINFURT – Robert Striesow und Frank Firsching von der Stadtratsfraktion Die Linke. wollten sich bei einigen Testfahrten in den Schweinfurter Stadtbussen nun selbst einen Eindruck verschaffen, was die Stärken und Schwächen des Stadtbusnetz 2.0 sind nach den Umstellungen zum Jahreswechsel.

Fazit der Linken-Fraktion: „Die Stadtwerke müssen berechtigte Kritiken aufnehmen und nachsteuern. Die Rückkehr zum Linienbusnetz von früher muss es ja nicht sein. Wir erwarten aber die Bereitschaft, falsche Entscheidungen wieder zu ändern!“ so Robert Striesow. „Wir erwarten vom Aufsichtsratsvorsitzenden und Oberbürgermeister Herrn Remelé, den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern durch Stadtteilversammlungen aktiv zu suchen, um das neue Bussystem besser an die Bedürfnisse der Fahrgäste anzupassen“, erklärt Frank Firsching.

Los ging es werktags früh gegen 7.30 Uhr mit einer Fahrt im regulären Bus vom Roßmarkt zum Bergl, der mit vielen SchülerInnen gefüllt war. Die zweite Testfahrt führte zum Hochfeld mit Endstation Wildpark, die dritte in die Gartenstadt. Was den beiden Stadträten auffiel: Beim Start frühmorgens hing an der Haltestelle am Roßmarkt Linie 100 noch der alte, seit 1. Januar ungültige und verwirrende Fahrplan. Kurz vor Mittag bei der Rückkehr war er entfernt.

Fünf zentrale Punkte kennzeichnen das Fazit von Striesow und Firsching. Erstens das Generelle: „Das neue Netz wurde anscheinend am Reißbrett geplant und die Bedürfnisse der Fahrgäste hinten angestellt. Auch die Informationstiefe gegenüber dem Stadtrat war sehr seicht“, sagt Frank Firsching. „Und die Kommunikation seitens der Stadtwerke war eine Katastrophe. Hier wurden die Leute, die Bürger nicht oder zu wenig mit ins Boot geholt. Hier fordern wir die Stadtwerke auf, den Menschen in Schweinfurt ein Gesprächsangebot einzuräumen“, ergänzt Robert Striesow.

Grundsätzlich hatten beide an den drei Fahrten selbst wenig auszusetzen. „Check in /check out hat jeweils gut funktioniert“, berichtet Striesow. Das als Punkt zwei. Die Tester zahlten jeweils mit EC-Karte am Automaten im Bus. „Nicht akzeptabel ist aber, dass man da nicht weiß, was es kostet, da darüber keine Anzeige erfolgt“, so Firsching. „Wir müssen nun abwarten, welcher Preis abgebucht wird.“ Mutmaßlich sollten es 4,30 Euro sein als maximaler Tages-Ticket-Preis im Schweinfurter Stadtgebiet „Wabe 500“, die frühere Tarifzone 1. Hier ist Transparenz und somit ein Nachsteuern nötig.

Punkt drei: „Wir hatten an den drei Endpunkten keine Standzeiten“, lobt Striesow die flüssigen Fahrten. „Und auch das mit den Umsteigezeiten jede halbe Stunde am Roßmarkt hat geklappt“, ergänzt Firsching. „Allerdings haben wir vom Wildpark kommend den Bus in die Gartenstadt so gerade noch erwischt. Und das, obwohl wir gut zu Fuß sind. Hier sollte die Taktung den Fahrgästen noch etwas mehr Luft lassen.“

Aufgefallen sind beiden die halb an der Decke in den Bussen angebrachten neuen Linienpläne, die viel zu klein ausgefallen sind, so dass man sich während der Fahrt nur ganz schwer informieren kann. „Höchstens dann, wenn man den Plan abfotografiert und auf dem Smartphone dann vergrößert“, so Firsching. Nutzerfreundlich ist das nicht!

(Kritik-)punkt fünf ist derjenige, der am meisten ins Gewicht fällt. Viele bisherige Bushaltestellen mit überdachten Sitzgelegenheiten, teils vor wenigen Jahren erst erneuert, sind nun außer Betrieb, zahlreiche neue ohne Bänke und Schutz vor Regen wurden eingerichtet. In der Galgenleite fiel beiden beim Vorbeifahren spontan eine um vielleicht 20 Meter verlegte Haltestelle auf. Der Sinn dahinter ist nicht zu erkennen.

Schulterzucken erntete die neue Haltestelle „Am Kreisel“ in der Hauptbahnhofstraße am Kaufland. Beide Stadträte der Linken-Fraktion rätselten, weshalb der alte Stoppunkt in der Friedrichstraße nun außer Betrieb ist, trotz Buswartehäuschen und Haltespur mit direkter Verbindung zum anzubindenden Wohngebiet.

„Mit einem Rollator oder mit einer Gehbehinderung kommt man da aber unmöglich über die Straße“, wundert sich Frank Firsching über den Halt „Am Kreisel“ auf der gegenüber liegenden Kaufland-Seite. „Das ist lebensgefährlich!“ Robert Striesow würde diesen neuen Punkt halbwegs „einsehen, wenn der Bus Richtung Stadt dann am Kreisel zur Stadtgalerie abbiegen würde. Aber er fährt an der verwaisten Haltestelle Friedrichstraße vorbei. Das ist absolut sinnlos!“

Als beide einen Stopp in der Friedrichstraße machten und sich setzten, kam in der Tat eine Dame vorbei und wollte auf die Mitfahrt warten. Auf der Strecke zuvor erzählte ein Gast davon, dass er fast immer beim Vorbeifahren und dem Blick aus dem Fenster jemanden sieht, der/die rätselnd den nicht (mehr) haltenden Bus zur Kenntnis nimmt….

Nach dem Video folgen noch ein paar Fotos:

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