MÜHLHAUSEN / BAD KÖNIGSHOFEN – Eine Achterbahnfahrt verläuft zwar anders als diese Saison des TSV Bad Königshofen. Hochs und Tiefs gab es in der bisher so erfolgreichen Runde aber dennoch. Wobei der Auftakt, 3:0 mit 9:1 Sätzen gegen Post SV Mühlhausen Ende August, ein Blitzstart war.
Bastian Steger fertigte Ovidiu Ionescu ab, Filip Zeljko gab den einzigen Satz gegen Steffen Mengel ab und Jin Ueda machte mit Irvin Bertrand kurzen Prozess. Nach weniger als zwei Stunden war Feierabend.
Irgendwie deutete sich damit aber doch an, was man kaum glauben mochte: Mühlhausen kam nie richtig in die Gänge, befreite sich erst vor gut einer Woche mit dem sensationellen 3:2-Auswärtssieg beim Champions League Sieger Saarbrücken von den Abstiegsrängen. Ionescu und Mengel schlugen beide den Japaner Muramatsu, Habesohn knöpfte Franziska zwei Sätze ab und das Doppel Ionescu/Bertrand überraschte Franziska/Meissner. Das bedeutete einen Sprung vom vorletzten auf den viertletzten Platz für die Postler und schaltete die Warnblinkanlage für die Königshöfer ein, beim Auswärtsspiel diesen Freitagabend um 19 Uhr Mühlhausen denn ja nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Was die Steger, Ueda, Zeljko und Allegro denn sowieso nicht gemacht hätten. Und was auch bei drei von vier Niederlagen in dieser Saison nicht der Fall gewesen war. Das ist eben Tischtennis-Mannschaftssport, die Summe der auf drei Schultern verteilten Individualleistungen. Dass man gegen Düsseldorf verlieren darf, ist ungeschriebenes Gesetz der Liga. Die drei anderen Niederlagen gegen die Kellerteams aus Grünwettersbach, Grenzau und Bad Homburg (je 2:3) sind jedenfalls kein Indikator für die tatsächliche Leistungsfähigkeit dieser TSV-Truppe 2024/25. Die schließlich u.a. Bremen und Dortmund je zweimal, dazu Ochsenhausen, Fulda, Saarbrücken und Bergneustadt schlagen konnte und, inzwischen längst keine Momentaufnahme mehr, sich wieder auf den Play-Off-Plätzen 2, 3 und 4 tummelt.
Aktuell beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter Düsseldorf gerade mal zwei Punkte, der Vorsprung auf den ersten Nicht-Play-Off-Platz aber auch nur vier. Es liegt alles dicht beisammen in dieser TTBL und es zeigt sich immer öfter, dass tatsächlich jeder jeden schlagen kann. Was die Königshöfer Truppe so erfolgreich macht, ist ihre Ausgeglichenheit, die immer wieder gegnerische Trainer dazu verleitet, ihre Erfolgstaktik zu ändern, wenn es gegen den TSV geht.
Das machte Fuldas Meng mit Ovtcharovs Rochade von eins auf zwei und Bremens Tamas mit Falck von eins auf drei. Beide Schachzüge verfehlten ihren Zweck: Weil die Königshöfer Doppel, egal in welcher Besetzung, zu den besten der Liga gehören, und weil jeder des Trios Ueda/Steger/Zeljko ein Spiel entscheiden kann.
Jin Ueda spielt zurzeit phänomenales Tischtennis, genießt größten Respekt bei all seinen Gegnern. Seine absolute Kernkompetenz und Intelligenz liegen darin, ein Spiel zu lesen, wozu manchmal ein, bisweilen auch zwei verlorene Sätze nötig sind. Dann kann er die Entwicklung von Ballwechseln antizipieren und zu den geeigneten taktischen Mitteln greifen. Ein Jammer, dass man so einen Weltklassemann nach der Saison ziehen lassen muss. Es zieht ihn nicht zu einem anderen Verein, sondern einfach heim, in seine japanische Heimat.
Filip Zeljko hat dieses Niveau zwar noch nicht ganz. Er spielt seit 2017 beim TSV und hat in den letzten zwei Jahren noch einmal eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. Ein Spezialrezept ist seine Eigenmotivation, er gibt bei keinem Spielstand auf und macht aus jedem gewonnenen Ballwechsel ein emotionales Fest.
Und wenn Bastian Stegers Comeback nach seiner Fingerverletzung sich von der Tendenz her so fortsetzt wie bei den zwei Niederlagen in Dortmund und gegen Bremen, dann ist in Mühlhausen der erste Sieg, egal gegen wen, zu erwarten – und in der Folge der fünfte Sieg hintereinander.
Rudi Dümpert für www.mainfranken.news