Spitze Zungen: Warum Erna nun ohne Ampel die Hauptbahnhofstraße überqueren muss

Spitze Zungen: Warum Erna nun ohne Ampel die Hauptbahnhofstraße überqueren muss

Mittlerweile täglich erreichen www.mainfranken.news Beschwerden der Bürger, die einfach nicht verstehen können, was die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke da angestellt haben mit ihren Umstellungen ab 1. Januar 2025.

Nun mag bestimmt nicht alles schlecht sein, was da neu wurde. Einiges aber klingt nach Schildbürgerstreichen und dürfte nur schwer erklärbar sein seitens derjenigen, die das zu verantworten haben. Übrigens ist das in letzter Konsequenz der Schweinfurter Stadtrat, der es so haben wollte, wie es ist. Also: Die Mehrheit im Schweinfurter Stadtrat. Und nicht diejenigen Parteien, Fraktionen oder Mitglieder, die längst die Umstellungen harsch kritisieren.

Ein Beispiel, ein Besuch vor Ort. An der Kreuzung Friedrichstraße / Luitpoldstraße stehen für die Buslinie Richtung Hauptbahnhof und Bergl auf beiden Seiten Bushäuschen mit Sitzgelegenheiten. Beide sind nun außer Betrieb. Warum?

Weil diese Haltestellen verlegt wurden. Um rund 50 Meter in westlicher Richtung nach dem Kreisel am Kaufland. „Am Kreisel“ heißen diese beiden Haltestellen auf beiden Seiten der viel befahrenen Hauptbahnhofstraße nun. Das ist zumindest konsequent.

Nun erfinden wir mal Erna. Sie ist 78 Jahre alt und wohnt wahlweise in der Innenstadt oder am Bergl. Das ist egal. Diese Erna gibt´s zwar nicht wirklich, aber es gibt hunderte Ernas in Schweinfurt, die vielleicht Maria, Renate oder auch Kurt heißen. Ältere Leute, Frauen wie Männer.

Die mit dem Bus fahren und einkaufen wollen. Beispielsweise im Kaufland, fraglos einer der größen Supermärkte mit dem vielleicht besten Angebot und mit günstigen Preisen. Bisher stieg Erna, woher auch immer sie kommt, an diesem Bushäuschen Ecke Friedrichstraße / Luitpoldstraße aus. Um dann ein oder zwei Ampeln zu überqueren und 50 Meter zum Eingang des Kauflandes zu laufen.

Ihre Einkaufstüte, selbst wenn recht schwer, konnte Erna diese 50 Meter zurück so gerade noch tragen. Dann setzte sie sich in das überdachte Buswartehäuschen und stieg nach wenigen Minuten in den Bus ein, der sie nach Hause brachte. Entweder in die Innenstadt, vielleicht zum Hochfeld oder Deutschhof oder eben zum Bergl zurück. Alles easy.

Wenn sie aus der Richtung Innenstadt kommt, dann steigt sich nun „Am Kreisel“ aus und ist nah dran am Kaufland. Das ist sie auch, wenn sie vom Bergl kommt oder wenn sie zurück in den Bus einsteigen will Richtung Innenstadt. Auch die gegenüberliegende Haltestelle „Am Kreisel“ befindet sich nah am Supermarkt.

Doch jetzt kommt das große ABER: Erna muss mindestens einmal die Hauptbahnhofstraße überqueren oder- um zur Ampelanlage zu kommen – den Kreisverkehr kreuzen. Beim Ortsbesuch am Samstag gegen 16 Uhr war das teils schon ein Wagnis. Wie mag es erst sein, wenn durch den Berufsverkehr hier die Autos ohne Ende auf und ab flitzen?

Diese Frage beantwortet sich leicht: Unsere Erna mit ihren 78 Jahren und der großen Einkaufstüte schafft das alleine bei der dreispurigen Fahrbahn vielleicht nicht, setzt sich auf alle Fälle großer Gefahr aus. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis hier mal was passiert. Zudem wartet sie an den Haltestellen ohne Dach und Sitzgelegenheit auf ihren Bus.

Ohne eine logische Erklärung für die Versetzung der Ausstiegs- und Wartepunkte wird die Schweinfurter Bevölkerung sicher auch keine Ruhe geben und erneute Veränderungen fordern.

Michael Horling
redaktion@mainfranken.news

3 Comments

  1. Dr. Ulrike Schneider

    „Suboptimal“ für Erna… um es vorsichtig zu sagen. Die Haltestelle Kaufland muss dringend wieder rückabgewickelt werden – wie so manch andere ÖPNV Änderung in Stadt und Landkreis!

  2. Renée Schaffrina

    Die ursprünglichen Haltestellen müssen wieder in Betrieb genommen werden. Diese Entscheidung ist genauso undurchdacht wie der Plan die Rempertshag Bushaltestelle in Sennfeld zu verlegen. Hier hätten Schulkinder die Straße ohne Ampel überqueren müssen., um dann ebenfalls an einem nicht überdachten Halteplatz zu warten, obwohl ein eben solcher mit speziell dafür angelegtem Buskreisel vorhanden ist. Zum Wohle aller konnte man diese Entscheidung noch abwenden!

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