HOPFERSTADT / BERLIN – Glänzende Kronen, funkelnde Sterne, leuchtende Augen: Anna Herrmann (14), Tim Menth (15), Emilia Grieb (13) und Julius Schmidt (14) aus der Pfarrei Sankt Peter und Paul Hopferstadt, die zur Pfarreiengemeinschaft Tückelhausen (Pastoraler Raum Ochsenfurt) gehört, vertreten am 7. Januar das Bistum Würzburg beim Sternsingerempfang von Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin.
Gemeinsam mit 26 anderen Gruppen aus den deutschen (Erz-)Diözesen sind sie ausgelost worden, ins Bundeskanzleramt zu fahren. „Wir freuen uns, dass es dieses Mal geklappt hat“, sagt Selina Pohl, ehrenamtliche Koordinatorin der Sternsingergruppe in Hopferstadt. „Schätzungsweise gibt es mindestens eine Bewerbung pro Region. Da hatten wir schon Glück“, ergänzt Pfarrvikar Bertram Ziegler. Auch die Sternsinger sind begeistert: „Ich kann stolz sein, dass ich das Glück habe, dabei zu sein, und dass ich aus der Gruppe ausgewählt wurde“, freut sich Tim.
Mit bunten Gewändern, goldenen Kronen, einem großen Stern und einem Weihrauchfass präsentieren sie sich beim Pressetermin für ihren Auftritt beim Bundeskanzler. Zum zweiten Mal hätte die Gruppe sich beworben, berichtet Pohl. Die 21-Jährige war selbst jahrelang Sternsingerin und ist seit vier Jahren Ministrantenbetreuerin. Gemeinsam mit Ziegler wird sie die Gruppe nach Berlin begleiten.
In Hopferstadt gibt es 37 Sternsingerinnen und Sternsinger, die in fünf Gruppen unterwegs sind. Die Kinder können ab der ersten Klasse mitmachen. „Emilia ist beispielsweise in der siebten Klasse und zum siebten Mal dabei“, erklärt Pohl. Zur Entscheidung, wer von den Kindern mitfahren darf, sagt Sternsingerin Emilia: „Wir vier sind alle Ministranten. Die ältesten Ministranten wurden ausgewählt.“ Pohl ergänzt: „Es war uns wichtig, zwei Jungs und zwei Mädchen mitzunehmen. Julius ist der Oberministrant, deshalb war klar, dass er mitkommt.“ Julius erzählt, was ihm am Sternsingen am meisten Spaß macht: „Es ist schön, ärmeren Kindern zu helfen und mit den anderen umherzuziehen und den Segen zu bringen.“
Am Montag, 6. Januar, geht es los. „Mittags fahren wir mit dem Zug nach Berlin. Dort kommen wir erstmal in der Jugendherberge an, machen uns fertig und üben unsere Lieder für Olaf Scholz. Dann geht es früh ins Bett, denn am nächsten Tag ist der Empfang“, erzählt Tim. Für den Empfang musste die Gruppe aus Hopferstadt drei neue Lieder lernen: „Wir sind die Kinder dieser Welt“, „Es ist Sternsingerzeit“ und „Wollt ihr mit uns die Welt verändern“. „,Es ist Sternsingerzeit‘ ist sehr schön. Ich finde es noch besser als die alten Lieder“, sagt Tim. „Vorher haben wir meistens ,Stern über Bethlehem‘ gesungen“, erzählt Pohl. Die neuen Lieder seien schon fleißig geprobt worden. Auch sonst liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. „Wir haben neue Kronen bestellt und lassen gerade einen neuen Holzstern anfertigen. Unserer ist nicht so praktisch, da man den Stab nicht abnehmen kann. Deshalb gibt es bald einen neuen Stern. Die Schreinerei Karl und Wiehl aus Hopferstadt fertigt ihn für uns an. Darauf kommt auch ein Aufkleber der Diözese, damit wir gut erkennbar sind.“
Auch ein Gastgeschenk werde die Gruppe mit ins Bundeskanzleramt nehmen: „Wir haben überlegt, Bocksbeutel mitzubringen, weil es regional ist“, sagt Tim. „Eine andere Idee ist, die Chronik aus Hopferstadt mitzubringen“, erzählt Pohl.
Aufgeregt seien die vier Sternsinger auch ein bisschen. „Ich bin aufgeregt, dem Bundeskanzler zu begegnen“, sagt Anna. Auch auf die Jugendherberge seien sie gespannt: „Wir teilen uns die Zimmer mit anderen Kindern aus ganz Deutschland“, sagt Julius. „Hoffentlich komme ich mit Anna zusammen in ein Zimmer“, wünscht sich Emilia.
Nach dem Empfang beim Bundeskanzler ist die Gruppe noch beim Würzburger Bundestagsabgeordneten Paul Lehrieder zum Mittagessen eingeladen. Danach geht es für sie zurück nachhause. „Es ist eine große Ehre für uns als Pastoralen Raum und vor allem für die Kinder, den Segen in die Politik zu tragen“, sagt Ziegler.
Zur Vorbereitung habe sich die Gruppe mit dem Leitwort der kommenden Sternsingeraktion „Erhebt eure Stimme! Sternsingen für Kinderrechte“ auseinandergesetzt. Nach Angaben des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ würden rund 250 Millionen Kinder weltweit, vor allem Mädchen, nicht zur Schule gehen. 160 Millionen Kinder seien von Kinderarbeit betroffen. Die Sternsinger aus Hopferstadt haben sich das Sternsingervideo zu Rechten von Kindern angesehen und diese herausgearbeitet. „Wir haben Plakate gebastelt und Stühle bemalt“, erzählt Tim. Ein Kinderrecht, das ihm in Erinnerung geblieben ist, sei: „Kinder haben das Recht zu spielen.“ Emilia nennt ein weiteres Recht: „Kinder haben das Recht auf gesunde Ernährung.“ Anna ergänzt: „Kinder haben das Recht zur Schule zu gehen.“ „Kinder haben das Recht sich zu äußern“, sagt Julius. Anderen Kindern zu helfen sei für die vier Sternsinger das Entscheidende an der Aktion. Nicht die Süßigkeiten oder das Schulfrei am 7. Januar seien wichtig. Das Schönsten sei, „die Kinder, die nicht so viele Rechte haben“, zu unterstützen, erzählt Tim.
Anfang Januar ziehen in ganz Deutschland Sternsinger von Tür zu Tür, segnen Häuser und sammeln Spenden. Träger der Aktion Dreikönigssingen sind das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Die Sternsingeraktion ist die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Seit 1959 unterstützt die Aktion mit ihren Spenden weltweit mehr als 1097 Projekte und Hilfsprogramme in 93 Ländern in Afrika, Lateinamerika, Ozeanien, Asien und Osteuropa. Mit den Mitteln fördert die Aktion Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pastoral, Ernährung, soziale Integration und Nothilfe. Seit 1984 bringen Sternsingerinnen und Sternsinger jährlich ihren Segen „Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus“ ins Bundeskanzleramt.
Text: jr / POW
Auf dem Bild © Judith Reinders (POW) | Selina Pohl, Anna Herrmann, Tim Menth, Emilia Grieb, Julius Schmidt und Pfarrvikar Bertram Ziegler (v.l.n.r.) aus der Pfarrei Sankt Peter und Paul Hopferstadt vertreten am 7. Januar das Bistum Würzburg beim Sternsingerempfang von Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin.