TSV bietet Ovtcharov und Fulda die Stirn: Bad Königshofen gewinnt das Spitzenspiel und behauptet weiter seinen Play-off Platz

BAD KÖNIGSHOFEN – Dem TSV Bad Königshofen ist die Sensation gelungen. Er hat dem TTC Fulda mit einem spannenden 3:2-Sieg nach drei Stunden und 25 Minuten die Rückkehr an die Spitze verwehrt. Und er hat Dimitrij Ovtcharov, dem Dominator der TTBL bis dahin, die erste Niederlage der Saison beigebracht, wenn auch „nur“, aber umso wichtiger, im entscheidenden Schlussdoppel.

Dass er, die ehemalige Nummer 1 der Welt, überhaupt dabei war, bei den Königshöfern Bastian Steger aber immer noch nicht, bedrohte die Erfolgsaussichten das ganze Spiel über. Bis Filip Zeljko/Martin Allegro ihn im Alles-oder-Nichts-Doppel doch noch entthronten.

Spätestens da war klar, dass sich Fuldas Coach Qing Yu Meng verspekuliert und es mit seinem Respekt vor den Königshöfern doch übertrieben hatte. Er nominierte seinen Garantie-Einzel-Punktesammler Ovtcharov (bisher 13:0 Bilanz) nämlich nicht an Position 1, wo er bisher immer, wenn es dazu kam, beide Einzel gewann. Sondern an 2, um im eventuellen Schlussdoppel die Kastanien aus dem Feuer holen zu können. Somit wurde nicht „Dima“ Ovtcharov Matchwinner und Mann des Tages, sondern Filip Zeljko mit zwei Punkten.

Dass es bei diesem Duell um die Play-Off-Plätze etwas gereizt, völlig unüblich in der Shakehands-Arena, zuging, soll an den Vorkommnissen im Hinspiel gelegen haben. Dort soll es der Trainer-Sohn Fan Bo Meng nicht so sehr mit der im Tischtennis üblichen Fairness bei vermeintlichen Kantenbällen gehalten haben und bekam hier bei der Begrüßung mit einigen Pfiffen die Quittung. Am Ende war der deutsche Nationalspieler der Loser mit zwei Einzel-Niederlagen gegen Zeljko und Ueda.

Im Umgang mit Superlativen ist ja Vorsicht geboten: Sie nutzen sich leicht ab. Fürs erste Einzel des Tages, besonders in den ersten zwei Sätzen, war er aber voll angebracht. Da rissen Ovtcharov und Jin Ueda die 768 Zuschauer in der voll besetzten Arena mit Weltklasse-Ballwechseln vom Hocker. Im ersten vergab Ueda bei 12:11 einen Satzball und unterlag 13:15. Wobei er den 15. Punkt mit einem Fehlaufschlag, ans Netz und über die Tischkante hinweg ins Aus, selber fabrizierte. Es ging also gleich in die Vollen. Im zweiten Satz nahm das absolute Spitzen-Niveau auf Augenhöhe seine Fortsetzung, wehrte Ueda einen Satzball ab und verwandelte seinen zweiten zum 13:11. Danach setzte sich der in Kiew geborene deutsche Nationalspieler ab und durch, gewann verdient sein 14. Einzel hintereinander.

Im zweiten Spiel kamen Zeljko und Meng nahe an das Niveau des ersten heran. Sieger wurde nach 1:2-Satzrückstand „Totti“ Zeljko aus Kroatien, der am Abend vorher für seine zehnte Saison den Vertrag mit dem TSV verlängert hatte. Erstaunlich, wie er aus dem Tief im dritten Satz heraus kam und seinen inzwischen erlangten Ruf als „Mann der Fünf-Satz-Siege“ bestätigte. Nach dem Matchball strahlte und ballte er die Faust wie einst Boris Becker und brüllte seine ganze Lust aus sich heraus und hinein in die tobende Arena – 1:1 zur Pause.

Danach brachte Nationalspieler Ruwen Filus, mit WM-Silber in der Mannschaft und fünf Mal Gold bei einer EM dekoriert, die Gäste erneut in Führung, zeigte Martin Allegro seine Grenzen auf: zumindest gegen einen Außennoppen- und Unterschnitt-Abwehrspieler wie diesen. Den bisher nur Kilian Ort und Bastian Steger bezwingen konnten, die beide fehlten. Mit dem 8:11 im dritten Satz bei Allegros nicht unerwarteter Niederlage schien der virtuelle Matchball zugunsten der Osthessen gespielt zu sein, hätten ja noch zwei Matches vom TSV gewonnen werden müssen.

Aber sie wurden gewonnen. Im Duell der Verlierer der ersten Runde traf Ueda auf Meng. Positiv stimmte, dass der Japaner mit TSV-Vertrag bis Saison-Ende, gegebenenfalls bis Play-Off-Ende, noch nie in der TTBL beide Einzel verloren hatte. Erst recht nicht in der Verfassung seit der für ihn befreienden Bekanntgabe seiner Rückkehr nach Japan. Alle Barrieren im Kopf sind wie weg geräumt, jetzt scheint er jeden Druck abschütteln zu können. So packte er hier das gesamte Mindset aus, das ihn so stark macht. Jin spielte wirklich furios bis grandios und nahezu fehlerlos, glich nach 2:45 Stunden zum 2:2 aus.

Nun sollte also Dimitrij Ovtcharov das erst 16-jährige Super-Talent aus Taiwan Hsien-Chia Hsu im entscheidenden Doppel zum Sieg und zurück an die Tabellenspitze führen. Doch es blieb beim Sollen und Wollen, wofür es mehrere Gründe gab. Ein ganz wichtiger war, dass Ovtcharov höchstens im zweiten Satz an seine Künste im Einzel herankam, insgesamt sogar mehr Fehler als sein Junior-Partner produzierte. Und weil Filip Zeljko mit Martin Allegro mutig und unerschrocken, frech und unbeeindruckt drauf los spielten und völlig verdient mit 3:1-Sätzen gewannen – und sich feiern ließen.

Text und Fotos: Rudi Dümpert

Jin Ueda – Dimitrij Ovtcharov 1:3
(13:15/13:11/3:11/8:11)
Filip Zeljko – Fan Bo Meng 3:2
(11:4/13:15/7:11/11:4/11:8)
Martin Allegro – Ruwen Filus 0:3
(6:11/9:11/7:11)
Ueda – Meng 3:0
(11:6/11:7/11:8)
Zeljko/Allegro – Ovtcharov – Hsien-Chia Hsu 3:1
(11:5/8:11/13:11/11:5)
Zuschauer: 768

Und hier noch ein paar Bilder von Michael Horling:

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