BAD KÖNIGSHOFEN – Eine Szene vom Spitzenspiel der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) zwischen Borussia Düsseldorf (2.) und dem TSV Bad Königshofen (4.) am vergangenen Sonntagnachmittag in der Würzburger tectake-Arena ging am Montag in Windeseile sozial-medial durch die Tischtennis-Republik: Sie zeigt den sensationellen Ballwechsel, vielleicht den des Jahres, zwischen Dang Qiu und Jin Ueda, im vierten Satz.
Wobei der Königshöfer bei einer Rallye, einem ewig langen Ballwechsel, den Ball aus allen nur denkbaren Notlagen, von fast am Boden oder selber mit einer Hand an der Boxen-Umrandung wieder auf den entfernten Tisch zurückbrachte. Bei dem der 2022-Europameister Dang Qiu seine ganze Wucht und Finesse in die Schläge packte – und dann doch Ueda den Punkt überlassen musste. Die Arena war aus dem Häuschen, die 3000 Zuschauenden begeistert. Nur Jin musste im Übermaß Tribut zollen, bekam von 1:2 bis 1:9 in der Folge kein Bein mehr auf den Boden.
Eine von so vielen Szenen, die diese Sportart, besonders auf dieser Qualitäts-Ebene, zu attraktiv machen, um nur bei Olympia angeschaut zu werden. Im Landkreis Rhön-Grabfeld gibt es überproportional viele Tischtennis-Mannschaften. Und im TSV Bad Königshofen einen Verein, der so viele Fans, die selbst (noch) nie einen Schläger in der Hand hatten, bei seinen Heimspielen teilhaben lässt an solchen Weltklasse-Szenen. Schon diesen Samstag gibt es eine Fortsetzung in der Shakehands-Arena: Spielbeginn 17.30 Uhr gegen den TTC Schwalbe Bergneustadt.
Die Mannschaft mit Benedikt Duda (28), Nr. 18 der Welt, dem frisch gebackenen Einzel-Vize-Europameister 2024, der mit der Nationalmannschaft schon EM-Gold 2021 und WM-Silber 2022 holte. Am Sonntag verlor Bad Königshofen gegen Meister Düsseldorf mit 1:3. Was niemand als einen Rückschlag ansehen mochte, weil die Mannschaft zweieinhalb Stunden ihren Beitrag zu einem Spektakel leistete. Obwohl neben dem Langzeit-verletzten Kilian Ort ihr Leitwolf Bastian Steger fehlte und, ob man will oder nicht, das letzte Aufgebot spielte.
In dieser 12-er-Liga TTBL gibt es eigentlich keine bedeutungslosen Spiele. Ob um den Klassenerhalt hinten, um die Play-offs vorne oder wenigstens einen Sicherheitsplatz in der Mitte: Die Abstände sind stets gering, die Grenzen fließend. Es steht immer ein Ziel auf dem Spiel. Zumal es keine dem Fußball vergleichbare lange Saison gibt mit genug Möglichkeiten, seine Form wieder zu finden und etwas auszubügeln. Hier sind es nur 22 Spiele, die sich noch dazu in Blöcken zusammenballen, wie für den TSV mit drei Spielen (Bremen, Düsseldorf, Bergneustadt) binnen zehn Tagen. Wenn da ein Verein knapp besetzt ist und Ausfälle zu ersetzen hat, wird’s eng. Bastian Stegers Fingerbruchs passierte am 2. Dezember beim Training. Ob und wann er spielt, werde sich erst zeitnah entscheiden.
In Bremen gewann das verbliebene Trio Ueda/Zeljko/Allegro trotzdem 3:2. In Würzburg gegen Düsseldorf gewann den einzigen Punkt beim 1:3 ausgerechnet Steger-Ersatz Martin Allegro, ausgerechnet gegen Timo Boll bei dessen Abschiedsvorstellung – 12:10 im fünften Satz: Das ist Tischtennis. Eine verlässliche Hochrechnung für das nächste Spiel lassen solche Ergebnisse und Ereignisse nie zu. Dem TSV blieb nach Würzburg der Play-off-Platz (4./12:8), den es nun gegen Bergneustadt (5./ 10:10) zu verteidigen gilt.
Der Direktvergleich aus 15 Begegnungen bisher spricht knapp (7:8) für den Gast. Die letzten drei Mal gewann der TSV. Die „Schwalben“ schlugen, dem TSV identisch, Bremen mit 3:2 und unterlagen Düsseldorf mit 1:3. Es ist diesen Samstag das letzte Vorrundenspiel. Natürlich geht es um den Play-off-Platz drei oder vier. Eins und zwei dürften an Fulda und Düsseldorf vergeben sein. Mit Ochsenhausen (3.), Bad Königshofen (4.), Bergneustadt (5.), Bremen (6.), Grünwettersbach (7.) und Saarbrücken (8.) liegen fünf Clubs noch aussichtsreich im Rennen.
Was den TSV betrifft, entscheidet vermutlich auch Stegers kleiner Finger.
Text und Foto: Rudi Dümpert für www.mainfranken.news