Der heilige Nikolaus zieht am 6. Dezember wieder von Haus zu Haus

MAINFRANKEN – „Äpfel, Nuss und Mandelkern essen fromme Kinder gern“, heißt es im Volksmund. Das gilt vor allem an einem ganz bestimmten Tag im Jahr: Am 6. Dezember zieht traditionell der heilige Nikolaus von Haus zu Haus, liest aus seinem goldenen Buch und beschenkt artige Kinder mit Leckereien aus seinem Nikolaussack.

Der heilige Nikolaus ist laut kritischen Textanalysen eine fiktive Figur. Sie verbindet in sich die Eigenschaften der realen Personen des Bischofs Nikolaus von Myra aus Lykien (heutige Türkei) und des gleichnamigen Abts von Sion. Die Legenden besagen, dass Nikolaus von Myra unter anderem drei zu Unrecht eingesperrte Offiziere befreite und drei unschuldig zum Tode verurteilte Jünglinge rettete. Er ermöglichte auch drei armen Mädchen die Heirat, indem er ihnen in den Kamin jeweils einen Goldklumpen als Mitgift warf. Auch gilt er als Schutzpatron der Schiffer, da er der Legende nach ein Schiff aus größter Seenot rettete. Er zählt wie der heilige Martin zu den ersten Heiligen, die keine Märtyrer waren.

Nikolausbräuche gibt es viele. Der älteste stammt aus der Zeit des Mittelalters. Am 28. Dezember feierten damals Schüler an Kloster- und Domschulen das Knabenbischofsspiel, das sich später mit dem Nikolausbrauch vermischte. Bei dem ursprünglichen Narrenfest wählten die Kinder einen Abt oder Bischof, der ein pompöses Fest und Umzüge durchführte und wie ein Bischof mit Chorkleidung, Mitra und einem Stab ausgestattet war. Ab dem 13. Jahrhundert wanderte der Brauch allmählich auf den 6. Dezember. Im 15. Jahrhundert kam die Tradition des Wurf- und Streuabends sowie des Nikolaus-Schiffs auf. Am Nikolausabend wurden Äpfel, Nüsse oder andere Leckereien in einen Raum geworfen, in dem die Familie zusammensaß, oder über Nacht heimlich Kleinigkeiten vorbeigebracht. Kinder bastelten dafür aus Papier Schiffchen, in die der Heilige seine Gaben legte. Hintergrund dieses Brauchtums ist sein Schifferpatronat. Später wurden die Schiffchen durch Stiefel, Schuhe, Strümpfe oder Gabenteller ausgetauscht.

Der sogenannte Einlegebrauch wurde im 17. Jahrhundert in katholischen Regionen vom Einkehrbrauch abgelöst. Der Nikolaustag bekam ein katechetisch-pädagogisches Gepräge. Der heilige Nikolaus spielt dabei die Rolle des gütigen Richters, der aus katechetischen Gründen lobt oder tadelt. Aus seinem „Goldenen Buch“ bezieht er sein Wissen, welches Kind artig war und welches nicht. Mit dabei ist meist ein Begleiter. Knecht Ruprecht stellt das Böse dar, das böse und unartige Kinder straft, aber im Dienste des Guten steht, also des heiligen Nikolaus.

Mit der Kunstfigur des Weihnachtsmannes hat der heilige Nikolaus nichts zu tun. Der Weihnachtsmann taucht erst seit 1923 in der Werbung auf. Er steht für Handel und Konsum, während der heilige Nikolaus als Nothelfer und Schutzpatron für Kinder, Schüler und Schiffsleute gilt.

Auf dem Bild: Am 6. Dezember zieht der heilige Bischof Nikolaus von Haus zu Haus, liest aus seinem goldenen Buch und beschenkt artige Kinder mit Leckereien aus seinem Nikolaussack.
© Kerstin Schmeiser-Weiß (POW)

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