WÜRZBURG – Vier Unternehmen aus Unterfranken und zwei aus Oberbayern nutzen die Gruppendynamik und meistern gemeinsam die Etappen bis zur Zertifizierung des anspruchsvollen Umweltmanagementsystems EMAS.
Vor fünf Jahren stellte die EU-Kommission den Green Deal vor, ein Konzept, als dessen Ziel die Klimaneutralität unseres schönen Kontinents bis zum Jahr 2050 festgeschrieben ist. Für das Erreichen des Ziels wurden Gesetze, Verordnungen und verbindliche Richtlinien erlassen, wonach auch sämtliche Unternehmen aufgefordert werden, ihren Beitrag zu leisten.
Ein gangbarer und attraktiver Weg, die Anforderungen zu erfüllen, führt über öffentlich geförderte Programme zur Einführung von Umweltmanagementsystemen. Um bayerischen Unternehmen bei dessen Einführung unter die Arme zu greifen, startete der Freistaat vor Jahren den Umwelt- und Klimapakt Bayern sowie das BUMAP-Förderprogramm.
Der bekannteste Umweltmanagement-Standard ist die internationale Norm ISO 14001. Als weltweit anspruchsvollstes Umweltmanagementsystem, das über ISO 14001 hinausgeht, gilt allerdings EMAS (Eco-Management and Audit Scheme). Dieses beinhaltet unter anderem die aktive Mitwirkung der Mitarbeiter, eine Verifizierung des Managementsystems und Validierung der veröffentlichten Umwelterklärung durch externe staatlich zugelassene Umweltgutachter.
UM-Konvoi 6 mit Kick-off-Workshop am 30. Oktober 2024 gestartet
Eine in Bayern einmalige Möglichkeit, EMAS in Unternehmen in einem Gemeinschaftsprojekt einzuführen, bietet sich über den Förderkreis Umweltschutz Unterfranken e.V. Seit 2018 wurden bisher insgesamt 29 Unternehmen in sogenannten Umweltmanagement-Konvois zur Zertifizierung geführt. Über einen Zeitraum von 12 bis 14 Monaten treffen sich Unternehmensvertreter regelmäßig zu gemeinsamen Workshops und profitieren dabei vom gegenseitigen Ideen- und Erfahrungsaustausch. Fachlich beraten und begleitet werden sie dabei von der WUQM Consulting GmbH aus Würzburg.
Am 30. Oktober 2024 trafen sich die Teilnehmer des 6. UM-Konvois zum ersten von acht Workshops in Würzburg. Dabei stellte WUQM-Geschäftsführer und 1. Vorstand des FUU, Dr. Stefan Müssig, unter anderem die Kernelemente eines Umweltmanagementsystems vor. Den Konvoi, dessen Abschluss für Dezember 2025 oder Januar 2026 geplant ist, bilden folgende sechs Unternehmen:
Die Energieversorgung Lohr-Karlstadt und Umgebung GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Karlstadt am Main beschäftigt aktuell 122 Mitarbeitende. Die Geschäftstätigkeit des 1939 gegründeten Unternehmens umfasst den Verkauf von Strom, Gas und Wärme, Netzbetrieb, Energieberatung, Entwicklung von EE-Anlagen sowie Ladeinfrastruktur.
Ein gleichartiges Portfolio bietet die Licht-, Kraft- und Wasserwerke Kitzingen GmbH (LKW). Der regionale Energieversorger bedient seit 1922 den Landkreis Kitzingen und zählt aktuell 80 Beschäftigte.
Die Energieversorger sind eigenständige Unternehmen, kooperieren jedoch in zahlreichen energiewirtschaftlichen Bereichen, teilen sich unter anderem Geschäftsführer sowie weitere Schlüsselpositionen und sind Mitglieder des Stadtwerkenetzwerks der Thüga. Beide Unternehmen begründen ihre Motivation zur Teilnahme wie folgt: „Als Energieversorger sehen wir uns in der Verantwortung, nachhaltige und effiziente Energielösungen nicht nur für unsere Kunden, sondern auch in unserem eigenen Unternehmen umzusetzen. Daher ist es für uns unerlässlich, unseren Energieeinsatz kontinuierlich zu messen und gezielt Effizienzmaßnahmen abzuleiten. Dies bildet die Grundlage für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und ist zugleich der erste Schritt hin zu den umfassenden Berichtspflichten, die ab 2026 für uns gelten.“
Drittes unterfränkisches Unternehmen im Konvoi ist die Steinigke Showtechnik GmbH aus Waldbüttelbrunn im Landkreis Würzburg, ein international tätiger Hersteller und Großhändler für Veranstaltungstechnik. Die Kunden sind sowohl Veranstaltungstechnik-Firmen, Diskotheken- und Theater-Ausstatter als auch Fachhändler aus dem Bereich (Unterhaltungs-)Elektronik sowie Installateure und professionelle Anwender. Gründungsjahr war 1979, die Belegschaft zählt aktuell etwa 150 Personen.
„Im Rahmen der Ausrichtung auf ’next generation‘, dem heutigen Werteverständnis und gesetzlichen Auflagen folgend, wollen wir schon heute uns auf zukünftige Anforderungen vorbereiten und dies im Einklang mit branchenspezifischen Gegebenheiten“, begründet Geschäftsführer Matthias Schwab die Teilnahme.
Der vierte Teilnehmer aus Mainfranken war beim Arbeitstreffen online dabei. Das Laborhaus Scheller aus Euerbach im Landkreis Schweinfurt (gegründet 2007) bezeichnet sich als Laborvollversorger. Das Portfolio umfasst Produkte und Dienstleistungen von der Laborplanung bis zur Lieferung von Geräten und Verbrauchsmaterialien.
„Die Motivation, am Umweltmanagement-Konvoi teilzunehmen, resultiert aus gestiegenen Anforderungen unserer Kunden. Ebenfalls sehen wir das als Teil unserer zukünftigen Vermarktungsstrategie“, sagt Theresa Wegner-Scheller, Geschäftsführerin des Familienunternehmens mit zehn Beschäftigten.
Vier unterfränkische und zwei oberbayerische Teinehmer
Die Vertreter der beiden anderen Teilnehmer reisten aus der bayerischen Landeshauptstadt an. Geschäftsführer Stefan Priess vertrat die Memex Consulting GmbH, eine auf Compliance und Managementsysteme spezialisierte Unternehmensberatung. Sie bietet maßgeschneiderte Lösungen insbesondere für mittelständische Unternehmen an.
Zur Motivation für die Teilnahme sagt Stefan Priess: „Informationssicherheit und Nachhaltigkeit sind unsere Wachstumsfelder. Was wir empfehlen, leben wir vor.“
Das „Schwergewicht“ im Konvoi bildet mit etwa 300 Beschäftigten das Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (LRZ) mit Sitz in Garching bei München. Als IT-Dienstleister für bayerische Universitäten und Hochschulen und als nationales und europäisches Höchstleistungsrechenzentrum ist das 1962 gegründete LRZ eines der größten Rechenzentren Europas für Wissenschaft, Forschung und Lehre.
Hauptmotivation der Teilnahme bilden Klimaschutzgründe und steigende Energiepreise. „Energieeffizienz ist seit einigen Jahren ein wichtiges Thema im Rechenzentrumsbetrieb. Das Energieeffizienzgesetz verpflichtet des Weiteren das LRZ, ein Energie- oder Umweltmanagementsystem einzuführen“, heißt es dazu. Als weiteres Argument wird der Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen genannt.
Dr. Müssig und sein fachkundiges Team hegen keine Zweifel, dass auch der 6. UM-Konvoi erfolgreich sein wird. Besonders freut er sich darüber, dass er eine wahre Koryphäe für sein Beratungsteam gewinnen konnte. Heinz-Werner Engel ist der „Erfinder“ bzw. „Entwickler“ der Ecomapping™/EMASeasy™-Toolbox. Er hat der WUQM Consulting GmbH im Oktober 2024 die Markenrechte für diese beiden methodischen Beratungskonzepte inklusive der zugehörigen Wort-Bildmarken übertragen, steht dem Team als freier Mitarbeiter zur Verfügung und wird den UM-Konvoi 6 als Senior Consultant begleiten.
Auf dem Foto: Die Teilnehmenden des 1. Workshops vor dem Sudhaus im Bürgerbräu-Areal (von links nach rechts): Stefan Schinagl (Energieversorgung Lohr-Karlstadt und Umgebung), Hans Bretz (LKW Kitzingen), Dr. Stefan Müssig (FUU), Stefan Priess (Memex Consulting), Matthias Schwab (Steinigke Showtechnik), Philipp Mouseck (WUQM), Klaus Schuster, Fabian Steinmetz (beide Steinigke Showtechnik), Dr. Hiren Gandhi, Sophia Kranz (beide LRZ), Christoph Benz, Heinz-Werner Engel (beide WUQM)
Bildnachweis: Manfred Spörl