„Unsere Freundschaft ist ein wertvoller Schatz“: Eine Delegation aus Polen und der Ukraine besuchten den Landkreis Haßberge

HASSBERGE – Eine Partnerschaft lebt von der Begegnung: Was vor 18 Jahren begann, hat sich zu einer echten Freundschaft zwischen dem Landkreis Haßberge und dem polnischen Partnerlandkreis Klobuck entwickelt. Um die Verbindungen weiter zu vertiefen, hatte Landrat Wilhelm Schneider eine offizielle Delegation aus Schlesien sowie aus der ukrainischen Stadt Mostyska in den Landkreis eingeladen.

Nach den Regionalwahlen in Polen, bei denen eine neue Kreisspitze gewählt wurde, war es für alle Teilnehmer die erste Reise in die Haßberge. Angeführt wurde die neunköpfige Gruppe von Landrat Dariusz Pilśniak und der ukrainischen Bürgermeisterin Miroslava Pelc. Der dreitägige Aufenthalt bot den Gästen viele Gesprächsgelegenheiten als auch Einblicke in die Besonderheiten der Region.

Herzlich begrüßt wurde die Delegation durch Landrat Wilhelm Schneider und seine Frau Larissa. Über das Wiedersehen freuten sich auch stellvertretender Landrat Michael Ziegler, die weitere Stellvertreterin Birgit Bayer, der Partnerschaftsbeauftragte Stephan Kolck und Geschäftsleiter Marcus Fröhlich. Als Dolmetscher fungierten Magdalena Ullrich und Pfarrer Dr. Jaroslaw Woch, der in Tschenstochau in Schlesien geboren ist und seit 2016 als Seelsorger in der Pfarreiengemeinschaft Aidhausen-Riedbach wirkt.

„Ich freue mich, dass unsere Freunde aus Polen und aus der Ukraine den weiten Weg auf sich genommen haben, um uns zu besuchen. Das ist ein klares Zeichen, wie wichtig Partnerschaften wie unsere sind, um miteinander im Austausch zu bleiben und dadurch Grenzen zu überwinden und ein friedliches Miteinander zu sichern“, so Landrat Wilhelm Schneider.

Die deutschen Gastgeber hatten ein interessantes und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Bestimmendes Thema war die Erweiterung der Partnerschaft um eine Solidaritätspartnerschaft mit der Stadt Mostyska in der Ukraine. Nachdem der Kreistag hierzu im Oktober eine Willensbekundung zur Anbahnung einer Partnerschaft mit der ukrainischen Stadt Mostyska beschlossen hat, geht der Prozess in eine neue Phase. Aktuell wird eine Vereinbarung Solidaritätspartnerschaft als Grundlage für die künftige Zusammenarbeit mit der ukrainischen Stadt Mostyska ausgearbeitet.

Zusätzlich wird mit dem Landkreis Klobuck und der Stadt Mostyska eine Vereinbarung über eine trilaterale Zusammenarbeit ausgearbeitet, berichtete Landrat Wilhelm Schneider. „Durch die schriftliche Vereinbarung über die künftige Zusammenarbeit wollen wir, dass unsere entstandene Freundschaft verstetigt wird.“ Über diese Nachricht freuten sich Bürgermeisterin Miroslava Pelc und ihre Begleiter Pavlo Osipov (Leiter der Abteilung für Wirtschaft, Investitionen und Entwicklung) und Oleh Makar (Hauptgeschäftsführer des Stadtrates von Mostyska) sehr, weil die Stadt bei nachgewiesenen Kooperationsverträgen künftig leichter an staatliche Fördermittel gelangen kann.

Seit Beginn der Kriegshandlungen hat der Landkreis Haßberge mit logistischer Unterstützung der polnischen Freunde mehrere Hilfstransporte in die Ukraine liefern können, die in Mostyska dringend gebraucht werden. Neben medizinischen Hilfsmitteln, Notstromaggregaten, einem gebrauchten Rettungswagen und einem gebrauchten Schulbus, die durch Spenden der Haßberg-Bevölkerung finanziert wurden, konnte im vergangenen Jahr mit einer Hubarbeitsbühne und einem Bagger Ausrüstung im Wert von 120.000 Euro in die Ukraine geliefert werden, die dort wertvolle Dienste leisten. Aktuell befindet sich auf gleiche Weise ein weiteres Fahrzeug für den kommunalen Bauhof in der Beschaffung über Bundesmittel. Der frühere Klinikchef und Partnerschaftsbeauftragte Stephan Kolck kümmert sich federführend um die Organisation der Hilfstransporte, wofür ihm Landrat Wilhelm Schneider sehr dankbar ist.

Beim offiziellen Abendessen mit allen Delegationsteilnehmern und den Vertretern des Landkreises Haßberge würdigten die beiden Landräte die guten und freundschaftlichen Beziehungen der beiden Landkreise. Auf vielen Feldern habe in den letzten Jahren bereits ein intensiver Austausch stattgefunden. Besonderer Wert wurde daraufgelegt, dass die junge Generation weiterhin intensiv in die Partnerschaft eingebunden wird. Geplant ist zum Beispiel, dass Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Thein-Schule regionale Produkte herstellen, die dann im Dezember in Klobuck beim Weihnachtsmarkt angeboten werden. Im nächsten Jahr soll das Projekt dann ausgeweitet werden, indem eine Schülergruppe nach Polen fährt, um gemeinsam mit den polnischen Schülern einen sogenannten „Weihnachts-Tisch“ mit kulinarischen Köstlichkeiten aus der Region vorzubereiten.

Auf großes Interesse stieß am nächsten Tag der Vortrag von GUT-Geschäftsführer Marco Siller, der den polnischen und ukrainischen Gästen das im Landkreis neu gegründete Regionalwerk vorstellte. Das Regionalwerk Haßberge sei das erste echte Regionalwerk in Bayern, das eine umfassende Rolle als Energieversorger übernehmen kann. Möglich gemacht hat das erst eine Gesetzesänderung, die seit Anfang des Jahres 2024 in Kraft ist.

Vorher war es Landkreisen untersagt, Mengen an Energie zu produzieren, die über den Eigenbedarf hinausgehen. Das „Stadtwerk“ auf Landkreisebene soll der Bevölkerung in Zukunft – auch in unsicheren Zeiten – einen stabileren Strompreis sichern, der aus eigenen PV- und Windparks gespeist wird. Darüber hinaus unterstützt das Regionalwerk das Ziel der bilanziellen Klimaneutralität bis 2030 und trägt dazu bei, dass die regionale Wertschöpfung im Landkreis bleibt. „Wir – unser Landkreis und seine 26 Kommunen- gestalten gemeinsam die Energiewende vor Ort“, fasste Marco Siller zusammen.

Anschließend befasste sich die Delegation mit der Vergangenheit. Am ehemaligen Grenzstreifen zwischen Allertshausen und Hellingen berichtete Landrat Wilhelm Schneider vom Leben an der deutsch-deutschen Grenze und wie unbeschreiblich es damals war, als sich die Grenzen wieder öffneten. Nach dem Mittagessen stand eine Führung mit Larissa von Maydell-Schneider durch die Burgruine Altenstein auf dem Programm. Nächstes Ziel war die generalsanierte Heinrich-Thein-Schule in Haßfurt. Schulleiter Jochen Brüggemann führte durch die Einrichtung und gab den Gästen einen Einblick in die verschiedenen Ausbildungsbereiche. Danach nutzten die polnischen und ukrainischen Gäste die Gelegenheit und besuchten das Grab von Altlandrat Rudolf Handwerker.

Besonders nahe ging der Delegation am nächsten Tag das traurige Schicksal der 400 Opfer der Hexenprozesse in Zeil: bei einer Stadtführung wurden die geschichtlichen Hintergründe an den historischen Stätten und steinernen Zeugen erläutert. Die Dokumentation im Hexenturm sensibilisierte die Gäste ebenso für dieses komplexe Thema. Ein weiteres Ziel war die neu renovierte Wallfahrtskirche Maria-Limbach, eines der letzten Bauwerke Balthasar Neumanns. In Eltmann präsentierte stellvertretender Landrat und Bürgermeister Michael Ziegler das neu gebaute Standesamt und Fakten zur Stadt. Im Anschluss ging es weiter nach Theinheim zur Brauerei Bayer. Dort wartete eine Brauereiführung mit Verkostung auf die Delegation.

Am Abschlussabend bedankten sich Landrat Dariusz Pilśniak und Bürgermeisterin Miroslav Pelc für den herzlichen Empfang und für die Organisation des Programms. „Wir haben uns hier sehr wohlgefühlt, wie in einer großen Familie. Wir freuen uns schon auf den Gegenbesuch“, waren sich beide einig. Landrat Wilhelm Schneider betonte noch einmal die Wichtigkeit der Partnerschaft ein. „Unsere Freundschaft ist ein wertvoller Schatz, den wir hoffentlich noch lange hüten und pflegen werden.“

Bereichert mit vielen neuen Eindrücken und gestärkt in der Überzeugung, dass die deutsch-polnisch-ukrainische Freundschaft auch in Zukunft wachsen wird, ist die Abordnung aus Klobuck und Mostyska wieder in die Heimat zurückgekehrt.

Spendenkonto Ukraine-Hilfe

Gesammelt werden weiterhin Geldspenden für die Ukraine-Hilfe, um die Stadt Mostyska zu unterstützen. Diese können auf das Spendenkonto des Landkreises Haßberge unter dem Stichwort „Ukraine-Hilfe“ eingezahlt werden: Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, IBAN: DE07 7935 0101 0021 9730 94.

Auf den Fotos:

  • Bürgermeisterin Miroslava Pelc bedankt sich bei Landrat Wilhelm Schneider für die großartige Unterstützung. Über das GIZ-Programm wurden je ein Akkuschrauber, Akkubohrhammer, Kreissäge und ein Akkuwinkelschleifer im Wert von 1.670 Euro beschafft, die in der Ukraine wertvolle Dienste leisten werden.
    Foto: Moni Göhr/Landratsamt Haßberge
  • Eine Delegation aus dem schlesischen Klobuck und der ukrainischen Stadt Mostyska besuchte für drei Tage den Landkreis Haßberge. Unser Bild zeigt (von links): stellvertretenden Landrat Karol Wers, Dolmetscherin Magdalena Ullrich, Oleh Makar (Hauptgeschäftsführer des Stadtrates von Mostyska), Partnerschaftsbeauftragter Stephan Kolck, Pavlo Osipov (Leiter der Abteilung für Wirtschaft, Investitionen und Entwicklung), Landrat Wilhelm Schneider, stellvertretender Landrat Michael Ziegler, Bürgermeisterin Miroslava Pelc, Geschäftsleiter Marcus Fröhlich, Landrat Dariusz Pilśniak, Beata Przybylska (Mitglied des Bezirksrats von Klobuck), Joanna Kulejewksa (Leiterin der Abteilung für Bildung und Kultur im Landratsamt Klobuck), stellvertretende Landrätin Birgit Bayer, Andrzej Wystalski (Leitung der Abteilung für Bürger- und Krisenmanagement) und Mariusz Kozinski (Fahrer und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Klobuck).
    Foto: Moni Göhr/Landratsamt Haßberge
  • Besonderes Geschenk für die Heinrich-Thein-Schule: Landrat Dariusz Pilśniak überreichte an Schulleiter Jochen Brüggemann einen von Jakub „Kuba“ Błaszczykowski  signierten Fußball. „Kuba“ ist ein ehemaliger polnischer Fußballspieler, der von 2007 bis 2015 bei Borussia Dortmund unter Vertrag stand, mit der der 2011 und 2012 deutscher Fußballmeister wurde.
    Foto: Moni Göhr/Landkreis Haßberge

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