AUBSTADT / SCHWEINFURT – Am 2. November 2019 war es, also ganz exakt vor fünf Jahren, als die Verantwortlichen der Schweinfurter Schnüdel nach immerhin einem 2:2 beim damaligen Neuling in Aubstadt die Reißleine zogen und Trainer Timo Wenzel entließen. Das deshalb, weil sich nach einem Oktober-Blues abzeichnete, dass der FC 05 das Meisterschaftsrennen gegen TürkGücü München verlieren wird.
Nun steht das hier an dieser Stelle nur deshalb, weil es halt auf den Tag genau fünf Jahre waren. Und weil das Derby diesmal aus Sicht der Gäste nochmals um Längen schlechter verlief, irgendwie fast so schlecht wie beim 0:5 im Oktober 2023, als die Gäste sogar gedemütigt wurden. Diesmal freilich enttäuschten sie genauso auf ganzer Linie, bleiben nach dem 0:1 aber zumindest Tabellenführer, weil die Bayreuther sogar mit 1:4 in Buchbach verloren. In der 51. Minute konnte Thomas Meißner nach Flanke von Luke Hemmerich den Goldenen Torschützen Marvin Weiß nicht hindern. Den Jubel hat mainfranken.news exklusiv eingefangen.
Eine Trainerdiskussion gibt´s diesmal natürlich nicht. Wenngleich Victor Kleinhenz zugab: „Erstmals in dieser Saison haben wir die Intensität vermissen lassen. Und wenn die fehlt, dann ist es die Aufgabe von mir, den Gründen auf die Schliche zu gehen. Ich wäre ein schlechter Trainer, wenn ich heute zufrieden nach Hause fahren würde.“ Das tat er sicherlich nicht…
Zufriedenheit? Bis auf Mike Dellingers recht kläglich vergebenen Kopfball nach Flanke von Kevin Fery kurz vor der Pause hatten die Gäste eigentlich keine echten Chancen und ließen von Beginn an jegliches Feuer vermissen. Ausgerechnet im Derby. Deshalb gratulierte Kleinhenz am Ende auch zu einem „verdienten Sieg“ dem TSV Aubstadt, der alles richtig machte, der über die komplette Spielzeit immer auf Augenhöhe spielte und dessen Akteure diesmal heraus stachen. Außer dem Torschützen und dem Flankengeber diesmal der unermütlich rackernde Marco Nickel, Ex-Schnüdel Timo Pitter oder die beiden Innenverteidiger-Türme Tim Hüttl und Kapitän Steffen Behr, der mit Turban nach Zusammenstoß mit Dellinger nachmals eine Klasse stärker auf den Rasen zurück kehrte. Während beim FC 05 alle Mann an Bord waren, fehlten Aubstadt die Leistungsträger Ingo Feser, Jens Trunk und Marcel Volkmuth.
Vor allem die Ex-Grabfelder bei den Grün-Weißen erwischten keinen guten Tag. Nach 64 Minuten wechselte Kleinhenz mit Dellinger, Martin Thomann und Kevin Fery drei Routiniers aus, später brachte er für Kristian Böhnlein auch noch Nick Doctorczyk – einen 19-Jährigen für den 15 Jahre älteren Kapitän. „Irgendwas muss man ja ändern. Und bei uns geht es um Leistung. Die haben heute sehr viele nicht gebracht. Ich habe heute bei uns keinen Spieler gesehen, der in Top-Form war“, sagt der Coach. „Wir haben heute in keiner Phase zu unserem Spiel gefunden. Und deshalb bin ich sehr enttäuscht. Vom Ergebnis, aber vor allem von der Art und Weise, wie es zustande kam.“
Warum Aubstadt über 90 Minuten frischer wirkte, obwohl die Schnüdel nach dem Sieg in Augsburg doch sieben Tage zur Regenetation hatten? „Analyse und Austausch, woran es gelegen war“, versprach Kleinhenz im Wissen, dass sich der FC 05 auf November-Böden einstellen muss, auf denen Fußball nun eben gekämpft wird. Wozu weit mehr Leidenschaft notwendig ist, als am Samstag gezeigt. Als die letzten 20 Minuten Innenverteidiger Thomas Meißner nach vorne ins Zentrum ging, „da haben wir nicht wirklich viele Flanken aus dem Halbfeld in den Strafraum gebracht“, rätselte der Coach. Und versprach: „Wir werden wieder kommen!“ Leistungsmäßig – und wenn nicht, dann nächste Saison zum nächsten Derby nach Aubstadt.
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Zurück zu 2019: Tobias Strobl übernahm damals, unter ihm gewann der FC 05 die vier restlichen Partien des Jahres, verlor 2020 zum Auftakt in Heimstetten, wonach Corona den Fußball über lange Monate weitestgehend lahm legte. 2021 verpassten die Schweinfurter dann als Meister gegen Havelse den Aufstieg knapp. 2022 wurde Strobl entlassen, 2023 Chris Gmünder. Unter erst Marc Reitmaier und jetzt Victor Kleinhenz machen die Schnüdel wieder Spaß. Diesen Samstag war das allerdings nicht der Fall.
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Die Schweinfurter sind noch Erster, empfangen nächsten Samstag die unlängst in Aubstadt siegende Spvgg Hankofen-Hailing, müssen dann zu den Bayreuth wegfegenden Buchbachern, um zuhause gegen die zwei Mal diese Saison schon derbysiegenden Bamberger zur Revanche zu bitten, ehe Bayreuth zu sicher dennoch einem Knaller ins Sachs-Stadion kommt. Der Platz an der Sonne befindet sich noch immer in Unterfranken. Nach 17 der 34 Saisonpartien. Allerdings ist das mit der denkbaren Meisterschaft plus Aufstieg vielleicht auch eine einmalige Gelegenheit. Es darf niemand behaupten, der FC 05 würde gerade seine Mannschaft der Zukunft aufbauen. Von den 16 am Samstag eingesetzten Akteuren sind sechs bereits über 30 Jahre alt.
Und der TSV Aubstadt? Der feierte! Den Sprung auf Platz neun in die obere Tabellenhälfte mit nun je sechs Siegen, Unentschieden und Niederlagen. Mit dem Abstieg sollten die Grabfelder nichts zu tun haben. „Im dritten Anlauf gegen Schweinfurt waren wir nun mal dran“, weiß Co-Trainer Martin Beck, „in der zweiten Halbzeit haben wir uns heute in jeden Zweikampf, in jedes Kopfballduell reingeschmissen.“ Chefcoach Julian Grell bemühte den Begriff „Mentalität“ und spricht nun von einer „sehr guten Saison bis auf die Partie gegen Hankofen, da waren wir wirklich schlecht“.
Es könnten auch schon mehr als die 24 Punkte sein, „nur“ noch 13 weniger, als sie die Schnüdel haben. Nun in Fürth, dann gegen Illertissen, schließlich bei TürkGücü München und zum Jahresabschluss gegen Schwaben Augsburg sind die Grabfelder sicherlich jeweils nicht chancenlos. Zumindest mit der gezeigten Leidenschaft vom Derby gegen die Schnüdel.